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Dieses Thema hat 150 Antworten
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Kabyle Offline



Beiträge: 451

02.07.2007 21:36
#46 RE: Erste Eindrücke von Algerien und von Deutschland Antworten

Hallo Maha,

um gotteswillen lass dir Zeit ! Ich dachte nur, dass du die Frage nicht gesehen hast.
In diesem Forum sollten wir uns ganz bequem ohne Zeitdruck unterhalten.

Gruß und Salam

Salima Offline




Beiträge: 279

02.07.2007 23:10
#47 RE: Erste Eindrücke von Algerien und von Deutschland Antworten

Hallo Kabyle,

Zitat von Kabyle

Zusammenfassend erlebe (erlebte) ich den Tod in Deutschland als "Tabuthema", darauf wollte ich hin.
Gibt es Gründe dafür ? weiss ich nicht genau ! ich probiere zu verstehen.
Gruß und Salam


Ich denke schon, dass der Tod in Deutschland ein "Tabuthema" geworden ist.Wirkliche Gründe kenne ich aber auch nicht. Möglicherweise ist das unter anderem im Zusammenhang mit der Auflösung der Großfamilie zu sehen, hinzukommen Werbung und der Umgang mit dem Alter selbst.
Wenn ich an meine eigene Familie denke, da war das nicht immer so. Ich kann mich noch erinnern, mein Opa und meine Oma sind beide zu Hause gestorben. Meine Mutter verbrachte die letzten Lebenstage bei ihrem Vater und später auch bei ihrer Mutter. Ich war als Kind dabei als mein Großvater starb. Ich kann mich auch noch erinnern, dass meine Großeltern mit meiner Mutter ab und zu über den Tod sprachen. Heute ist es in meiner Familie überhaupt nicht mehr möglich über dieses Thema sprechen kann.
Lg
Salima


Kabyle Offline



Beiträge: 451

03.07.2007 19:00
#48 RE: Erste Eindrücke von Algerien und von Deutschland Antworten

Hallo Salima,

" Ich denke schon, dass der Tod in Deutschland ein "Tabuthema" geworden ist.Wirkliche Gründe kenne ich aber auch nicht. Möglicherweise ist das unter anderem im Zusammenhang mit der Auflösung der Großfamilie zu sehen, hinzukommen Werbung und der Umgang mit dem Alter selbst.
Wenn ich an meine eigene Familie denke, da war das nicht immer so. Ich kann mich noch erinnern, mein Opa und meine Oma sind beide zu Hause gestorben. Meine Mutter verbrachte die letzten Lebenstage bei ihrem Vater und später auch bei ihrer Mutter. Ich war als Kind dabei als mein Großvater starb. Ich kann mich auch noch erinnern, dass meine Großeltern mit meiner Mutter ab und zu über den Tod sprachen. Heute ist es in meiner Familie überhaupt nicht mehr möglich über dieses Thema sprechen kann.
Lg
Salima "

Den Zusammenhang zur Verkleinerung der Familie bzw. zum Übergang von Großfamilie zur Kernfamilie finde ich sehr interessant und plausibel. Denn ältere Menschen in der Familie können die Möglichkeit bereits den Heranwachsenden für die Auseinandersetzung mit dieser Thematik anbieten, die uns alle betrifft.
ich habe das Gefühl, dass Menschen, die relativ spät mit dem Tod in ihrer "Umgebung" konfrontiert sind, sich oft viel schwerer tun, dies zu verarbeiten. Möglicherweise können sie es gar nicht verarbeiten, was sich dann zu einer schweren Lebenskrise führen kann.
Das ist ein Eindruck, der durch Beobachtungen im Laufe der Zeit, bei mir entstanden ist. ich will es aber nicht als Theorie verkaufen.

Gruß und Salam

Salima Offline




Beiträge: 279

03.07.2007 23:41
#49 RE: Erste Eindrücke von Algerien und von Deutschland Antworten

Hallo Kabyle,

"ich habe das Gefühl, dass Menschen, die relativ spät mit dem Tod in ihrer "Umgebung" konfrontiert sind, sich oft viel schwerer tun, dies zu verarbeiten. Möglicherweise können sie es gar nicht verarbeiten, was sich dann zu einer schweren Lebenskrise führen kann"

Das ist sicherlich ein Punkt. Ein weiterer wichtiger Punkt scheint mir zu sein, dass in manchen Fällen auch das soziale Netz innerhalb der Familie nicht mehr vorhanden ist. Die einzelnen Mitglieder in einer Kleinfamilie sind häufig auch überfordert, da alle den gleichen Kummer haben und sich die Trauer auf wenige konzentriert. In einer intakten Großfamilie ist es meiner Meinung nach einfacher Hilfe und Trost zu bekommen und auch selbst Hilfe und Trost zu spenden.
Leider kenne ich zu diesem Thema auch keine repräsentativen Umfragen.

Lg
Salima

Kabyle Offline



Beiträge: 451

04.07.2007 00:04
#50 RE: Erste Eindrücke von Algerien und von Deutschland Antworten

Hallo Salima,

" Ein weiterer wichtiger Punkt scheint mir zu sein, dass in manchen Fällen auch das soziale Netz innerhalb der Familie nicht mehr vorhanden ist. Die einzelnen Mitglieder in einer Kleinfamilie sind häufig auch überfordert, da alle den gleichen Kummer haben und sich die Trauer auf wenige konzentriert. In einer intakten Großfamilie ist es meiner Meinung nach einfacher Hilfe und Trost zu bekommen und auch selbst Hilfe und Trost zu spenden."

Sicherlich spielt es auch eine Rolle. Ich frage mich auch, ob das "Konsumverhalten" beeinträchtigt werden kann, wenn man so eine Thematik "enttabuisiert". Denn die "Alten" stellen eine Mehrheit der Konsummenten in Europa dar.


Gruß und Salam

Salima Offline




Beiträge: 279

04.07.2007 00:17
#51 RE: Erste Eindrücke von Algerien und von Deutschland Antworten

Hallo Kabyle,

Das die "Alten" die Mehrheit der Konsumenten darstellen ist schon klar. Warum aber sollte eine "Enttabuisierung" dieses Themas das Konsumverhalten beeinträchtigen? Ich kann hier Deinem Gedankengang nicht ganz folgen.

Lg
Salima

Kabyle Offline



Beiträge: 451

04.07.2007 16:54
#52 RE: Erste Eindrücke von Algerien und von Deutschland Antworten

Hallo Salima,

Dieser "Gedankengang" stammt aus einem Gefühl, was oft bei mir entsteht, wenn ich mit vielen (älteren) aber auch (jüngeren) Menschen hier rede. Viele Ziele und Zukunftsvorhaben scheinen mir, sich auf eine Ewigkeit oder mehrere Leben sozusagen zu beziehen und weniger auf das, was ein Leben maximal dauern kann.
In diesem Kontext könnte das "Konsumverhalten" aus meiner Sicht eingreifen.
Wenn ich nicht wüsste, dass ein Leben irgendwann mal zu Ende gehen wird, könnte ich das Gefühl in der Auseinandersetzung und Gesprächen hier mit vielen Menschen gewinnen, dass sie anders als ich ewig leben sollten.
Ich weiss nicht, ob ich mich deutlich ausgedrückt habe ?

Gruß und Salam

Salima Offline




Beiträge: 279

04.07.2007 19:28
#53 RE: Erste Eindrücke von Algerien und von Deutschland Antworten

Hallo Kabyle (qabail)

"Dieser "Gedankengang" stammt aus einem Gefühl, was oft bei mir entsteht, wenn ich mit vielen (älteren) aber auch (jüngeren) Menschen hier rede. Viele Ziele und Zukunftsvorhaben scheinen mir, sich auf eine Ewigkeit oder mehrere Leben sozusagen zu beziehen und weniger auf das, was ein Leben maximal dauern kann."

Kann es sich nicht genau anders verhalten? Eine Möglichkeit wäre doch auch folgende Sichtweise:

Das Leben ist viel zu kurz, ich lebe nur einmal, danach kommt nur der Tod, also versucht ich in seinem Leben so viel wie möglich zu profitieren?

Profitieren steht hier synonym für materiellen Konsum, Freizeitverhalten usw. Viele Leute verstehen den Tod als ewiges Ende, folglich muss man wenn es irgendwie geht, alle sogenannten Vergnügen ins irdische Leben pressen. Als Außenstehender mit einer etwas anderen Lebensphilosophie gewinnt man den Eindruck, dass diese Leute ihr Leben auf ewig einrichten. Konsum kann auch als Ersatz für mangelnde soziale Kontakte stehen, der Übergang zur Sucht ist oft fließend und wird oft weil es normal zu sein scheint gar nicht wahrgenommen.

Ich bin der Meinung, dass auch noch andere Einflüsse zu diesem "Konsumverhalten" führen. Eine Rolle spielt wohl auch die Psychologie. Er Amerikaner Maslow hat hierüber ein Modell entwickelt, was man die maslowsche Bedürfnisspyramide nennt. Nach Maslow werden die Bedürfnisse in verschiedene Gruppen eingeteilt (Existensbedürfnisse, Grundbedürfnisse,Luxusbedürfnisse) Solange der Mensch damit beschäftigt ist seine Existenzbedürfnisse (Nahrung, Kleidung, Wohnraum..) zu erfüllen, hat erst kaum andere Bedürfnisse. Erst wenn diese erfüllt sind, entstehen Bedürfnisse der jeweilig nächsten Stufe. Die Werbung tut ihr übriges, sie weckt unter anderem Bedürfnisse, wo vorher keine vorhanden waren.

In Deutschland bzw. der westlichen Welt geht es heute vielen Leuten sehr gut (trotz häufigem Jammern auf hohem Niveau). Die meisten Leute haben ihre Grundbedürfnisse mehr als erfüllt, andere Bedürfnisse haben ihren Platz eingenommen und müssen erfüllt werden. Das Nichterfüllen eines Bedürfnisses gleich welcher Art macht unzufrieden. In unserer scheinbar kleiner gewordenen Welt werden zudem immer neue Bedürfnisse geweckt und sie scheinen einer immer größer werdenden Gruppe von Menschen erreichbar, deshalb erwecken sie häufig den Eindruck ständig auf der Jagd nach Erfüllung und noch mehr zu sein.

Ich habe auch in Deutschland schon oft den Satz gehört: "Bein Gott, der schuftet sich noch kaputt, was will er denn noch erreichen, er hat doch schon alles und am Ende kann er doch auch nichts mitnehmen."

Ich bin ausserdem der Meinung, dass dieses Verhalten einen unmittelbaren Einfluss auf die gefühlte Zeit hat. Je mehr man konsumiert, je mehr man in seinen Terminkalener hineinplant, desto schneller scheint die Zeit und somit das Leben zu vergehen. Das wiederum hat den Effekt, dass man noch mehr konsumiert und noch mehr plant, denn man will ja schließlich etwas von seinem kurzen Leben haben. Man befindet sich in einem Teufelskreis, der häufig im absoluten Stress endet.

Lg
Salima


Kabyle Offline



Beiträge: 451

04.07.2007 20:26
#54 RE: Erste Eindrücke von Algerien und von Deutschland Antworten

Hallo Salima,

du hast mehrere Wahrheiten angesprochen und die Erklärungsmodelle, die du beschrieben hast, sind plausibel.
Mir ging es in erster Linie darum. Kann eine "Enttabuisierung" des Todes den Konsum auf eine realistische Ebene bringen ? Unter "realistisch", verstehe ich, was der Menschen noch geniessen kann, solange er da ist. Und das "Suchtverhalten" in allen seiner Formen verringern.
Die Werbung, die du mit Recht angesprochen hast, ist ja bekanntlich da, um das Konsumverhalten auch ins "Unrealitische" zu bringen.

Gruß und Salam

Salima Offline




Beiträge: 279

04.07.2007 20:40
#55 RE: Erste Eindrücke von Algerien und von Deutschland Antworten

Hallo Kabyle,

wenn wir den Tod enttabuisieren, stelle ich mir trotzdem vor, dass wir dann weiterhin konsumieren. Es sei denn, wenn wir den Tod nicht nur als Ende des Lebens begreifen, sondern als eine andere Daseinsebene nach dem irdischen Leben.

Das "Suchtverhalten" in all seinen Formen werden wir wahrscheinlich erst dann verringern, wenn wir uns außerdem bewusst machen, warum wir dieses oder jenes tun. Zunächst müssen wir aber erst einmal erkennen, dass wir süchtig sind. Die Grenzen vom Genuss zur Sucht sind fließend und die meisten werden es weit von sich weisen, dass sie süchtig sind.

Lg
Salima

Kabyle Offline



Beiträge: 451

04.07.2007 21:04
#56 RE: Erste Eindrücke von Algerien und von Deutschland Antworten

Hallo Salima,


" wenn wir den Tod enttabuisieren, stelle ich mir trotzdem vor, dass wir dann weiterhin konsumieren. Es sei denn, wenn wir den Tod nicht nur als Ende des Lebens begreifen, sondern als eine andere Daseinsebene nach dem irdischen Leben "

Das weiss ich ehrlich gesagt nicht, ich probiere mir manchmal diesen Zustand unter Brücksichtigung der möglichen Nebewirkungen vorzustellen. Zu einem klaren Schluß bin ich noch nicht gekommen.


"Das "Suchtverhalten" in all seinen Formen werden wir wahrscheinlich erst dann verringern, wenn wir uns außerdem bewusst machen, warum wir dieses oder jenes tun. Zunächst müssen wir aber erst einmal erkennen, dass wir süchtig sind. Die Grenzen vom Genuss zur Sucht sind fließend und die meisten werden es weit von sich weisen, dass sie süchtig sind."

Was diesen Punkt angeht, bin ich mit dir einer Meinung. Eine "Krankheitseinsicht" fehlt bei den meisten Menschen mit Suchtverhalten. Eine klare Definition von Suchtverhalten, gibt es nicht, dies macht die Orientierung für die Süchtigen und ihre Umgebung noch schwieriger.

Gruß und Salam

Salima Offline




Beiträge: 279

04.07.2007 21:22
#57 RE: Erste Eindrücke von Algerien und von Deutschland Antworten

Hallo Kabyle,

welche Nebenwirkungen stellst Du Dir denn vor? Kannst Du das mal an einem konkreten Beispiel erläutern?

Lg
Salima

Kabyle Offline



Beiträge: 451

04.07.2007 21:52
#58 RE: Erste Eindrücke von Algerien und von Deutschland Antworten

Hallo Salima,

ich probiere es ! Mit der Gefahr, dass ich auch andere "Personenkreise" beschreibe, die mit der Thematik weniger zu tun haben.
Ich probiere es an Menschen, die ich gekannt habe, die mit dem Thema Tod relativ früh konfrontiert waren und die sich aus meiner Sicht mit dieser Thematik auseinandergesetzt haben. Dies war für mich auch an der Omnipräsenz des Todes in ihrem Diskurs festzumachen.
Das ist zwar keine empirische Untersuchung aber eine "Orientierung" für mich.
Die Gemeinsamkeiten, die ich glaubte festzustellen, waren, dass sie ausgegelichener waren, sie besassen anscheinend Werte, die sie dazu bewegten, das Leben relativ intensiv zu geniessen. Sie waren gar nicht sparsam, was sie hatten, gaben sie relativ schnell aus, für irgendwelche Unternehmungen, Reisen, Hobbys. Sie konnte sich um das "später" wenig kümmern. Was sie sich erarbeitet haben, versuchten sie schnell im "Genuß" und/oder "neues entdecken" umzumünzen. Interessant war, dass ich sie nicht sprunghaft erlebt habe, sondern wie Leute, die genau wussten, was sie wollten. Ihr Konsumverhalten war deutlich mehr von "ideellen" Werten geprägt, als von materiellen.

Das war nun nur ein Versuch.

Gruß und Salam

Kabyle Offline



Beiträge: 451

04.07.2007 22:32
#59 RE: Erste Eindrücke von Algerien und von Deutschland Antworten

Hallo Salima,

vielleicht soll ich kurz meinen letzten Beitrag zusammenfassen.

Die Nebenwirkungen könnten sein, dass die Ideellen Werte stärker auf Kosten der materiellen vorrücken.
Ähnlich möglicherweise wie in einem anderen Kontext, wo die Umweltproblematik das Konsummverhalten der Menschen verändern könnte.

Gruß und Salam

Salima Offline




Beiträge: 279

04.07.2007 22:55
#60 RE: Erste Eindrücke von Algerien und von Deutschland Antworten

Hallo Kabyle,

Ok, ich glaube, dass hatte ich vorher nicht soooo verstanden. Wenn ich es richtig verstehe, findet hier aufgrund eines einschneidende Erlebnisses (Tod, schwere Krankheit uä.) eine Bewusstseinsveränderung statt. Diese Menschen haben sich vermutlich durch eigne Erlebnisse besonders intensiv mit der Endlichkeit des Lebens auseinander gesetzt. Manchmal findet aufgrund eines Ereignisses ein Wandel im Denken statt. Man überprüft sein bisheriges Leben, überlegt was man noch vom Leben erwartet und setzt neue Prioritäten. Häufig genießen diese Menschen das hier und jetzt, wie Du sagst, ohne große Zukunfstspläne zu machen. Ich glaube, hier findet auch eine Verschiebung im Konsumverhalten von der Masse zu mehr Qualität hin. Es geht nicht mehr darum irgendetwas auch unbedingt tun zu müssen, sondern darum, dass zu tun, was einem Erfüllung bringt. Man hört vermutlich viel mehr auf seine innere Stimme und seine wirklichen Bedürfnisse, man erkennt auch, dass materielle Dinge allenfalls eine vorübergehende Erfüllung bringen, wärend ideelle Werte, soziale Kontakte eher von dauerhafter Befriedigung sind.

Ich weiß aber nicht, ob allein die "Enttabuisierung" des Todes, ohne persönliche Konfrontation den gleichen Effekt bringen, ich behaupte mal eher nein. Aber schlussendlich kann ich es auch nicht sagen.

Andererseits möchte ich sagen, dass man gar nicht nicht unbedingt mit Ereignissen wie Tod konfrontiert werden muss, um eine andere Sichtweie zu bekommen. Ich zum Beispiel habe durch mein eigenes Leben (DDR-ALGERIEN-Deutschland)verschiedene Perspektiven kennegelernt, dass führt auch zu gewissen Veränderungen.

Lg
Salima


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