also an euch alle, tausend Dank für diese Eindrücke. Ich habe gelacht wie verrückt und mich selbst in vielen solchen Situationen erkannt. Meine erste Reise nach Algerien ging vom Flughafen Tunis über Tabarka mit dem Auto meines Schwagers. Ich auf dem Rücksitz mit zwei riesigen Koffern a 50 kg. Voll mit Geschenken für meine neue Familie. Hinten konnte ich nicht rausschauen, weil dort lagen all die Tüten aus dem Duty Free, weil ich beriets in Frankfurt der Meinung war wir habe zuwenig mitgenommen. Sensüchtig habe ich " DAS Land" und seine Grenze erwartet, nur der Algerische Beamte an der Grenze wollte meine Spannung für die nächsten 4 Stunden noch steigern. Er erklärte uns, da mein Visum nur vom 01.06 bis 30.06 gültig wäre, könnte ich erst am 2.06. einreisen.!! Mein Arabisch war NUll und ich habe immer nur an Gestik und Mimik verstanden .. es gibt ein Problem. Irgendwann habe auch ich in meiner Naivität verstanden, um was es ging!!Ein Algerier mit seiner Deutschen Frau, abgeholt in TUnis mit einem BMW! Aber ich bin ja mit einem Algerier verheiratet der doch einen gewissen Stolz hat, mein Mann sagte nur zu mir... ich gebe ihm kein Geld... es ist mein Land und ich bringe meine Frau nach Hause... Erlich nach diesen Stunden des Wartens habe ich mir gewünscht ich hätte 5 Euro in der Tasche gehabt, um dieses HIn und Her zu beenden. Aber naja!
Dann wir über die Grenze. Es war alles so grün, die vielen Blühenden Orleander, Bouganvilia, die kleinen Geschäfte mit ihrem regen Treiben. Ja jede Menge KInder auf der Strasse die spielten ( Da fragte ich mich auch, wo sind die in D ) Der erste kleine Stop irgendwo zwischen Annaba und Constantin. Ich bekomme ein Stück Brot mit Fleisch in die Hand gedrückt und eine Flasche zum trinken. Dieses Fleisch (vom Spieß) war unglaublich, wie kann man am Strassenrand auf einem selbstgebauten Grill , soetwas zubereiten. Das schafft die beste Deutsche Hausfrau nicht! In der Flasche habe ich mein Lieblingsgetränk " Fanta La Pomme" gefunden! Warum bringt keiner der EU KOnzerne sowas in Deutschland auf den Markt?? Ich würde alles geben, um jetzt einen großen Schluck zu nehmen.
Nach Stundenlanger Fahrt kamen wir MItternacht nach Constantin. Allein die Anfahrt auf diesen Felsen mit seinen hunderten von Brücken, die bei Nacht teils beleutet, teils nur durch Scheinwerfer, war wie im Traum!!! Am Haus angekommen, alles Gepäck raus. Wir mussten in den 8. Stock.. aber wohl typisch für Algerien.. Fahrstuhl geht seit Jahren nicht. Also mit mehr als 100 Kilo ins Treppenhaus. Kein Licht! Ich bin vor HItze und Müdigkeit fast umgekommen. Wie machen die Leute das im Alltag! Irgendwo zwischen 5. und 6. STock kommt ein ca 1.60m großes kleines im Nachthemd gekleidetes Frauchen schreiend angerannt, nimmt mich in den Arm, küsst mich und reist mir den 50 Kilo KOffer aus der Hand und flitzt nach oben! Das war meine Schwiegermama. !! Ehe ich schnaufend bis oben war, war sie schon 2 mal zurück und hat mir noch die letzte Aldi Tüte aus der Hand genommen. Als ich im Licht der Wohnung ankam. Haben mich die liebsten und glücklichsten Augen der Welt angeschaut. Mich geküsst und für die nächsten Stunden nicht mehr losgelassen!!! Allen von euch wird klar sein, das der Couscous schon Stunden in der Küche auf unsere Ankunft wartete und Mama wohl seit Tagen in der Küche Kekse und Baklava und Brot gebacken hat. Mein erstes Arabisches Wort was ich von ihr lernte war - kuli-. Wir lachen noch heute bei jedem Essen über sie!! Als ich nach meiner ersten Nacht aufgewacht bin, wusste ich, ich bin zu Hause!!! Wir haben dann einen Monat dort verbacht. Wir sind von Annaba bis Bejaya die Küste abgefahren. Waren in Timgard und haben jede Menge kleine STädte und Dörfer auf den Wegen besucht! Es war ein Traum! Überall wurde ich Herzlich begrüßt und aufgenommen. Ja sogar eine HOchzeit habe ich erlebt. Wo Frauen sich 10x umziehen, Griesbrei mit Obst gegessen wird und die FRauen die Geschenke überreichen, und vorher jedem Gast zeigen was man gibt! Ja all diese Sachen die mir so fremd waren, aber über die ich heute noch lachen kann! Mann fragte meinen Mann, ob wir so arm sind, weil ich hätte den ganzen Tag nur ein Kleid angehabt!! Es ist eine andere aber sehr schöne Welt und wenn man seine Augen öffnet, sieht man stolze tolle Menschen, die sich ihre Kultur trotz Jahrhunderte lange Ausbeutung und Besatzung bewahrt haben! Die jeden Morgen aufstehen und aufs neue damit leben, keine Jobs, kein Geld, kein Wasser oder Dinge wie Waschmaschine und Mikrowelle haben! Sie lachen dich freundlich an, sind hilfsbereit und schenken dir ihr letztes Hemd und schlachten das letzte Lamm, um dich zu bewirten! Meine Rückreise machte mir dann doch Angst, ich dachte an das Gepäck mit all den Geschenken die ich bekommen hatte. Das Brot von Mamma, die Kekse, das Olivenöl, den Kupfertisch, das komplette Keramik Couscous Service, die Goldenen Ketten und Ringe, die Kleider und und und... an der Grenze gab ich dem Beamten meinem Pass, er schaute und fragte... anta allmaniya.. naam... alle lachten über mich.. er fragte wie mir Algerien gefallen hat.. ich sagte .. djamila shidan shidan.. alle Beamten brüllten vor lachen über mich.. sie halfen uns mit dem Gepäck, wir wurden nicht kontrolliert und wurde mit Geleit und winkenten Händen über die Grenze geschickt.... In Tunis am Flughafen habe ich geweint wie ein kleines Kind und wollte nicht mehr zurück nach Deutschland.. Das Brot hat mich die nächsten Tage noch getröstet und ein bißchen hat es nach Mamma gerochen... ich habe jeden Tag nur kleine Stücken gegessen, den Rest dann sogar hart und trocken.. aber es hat mir die Erinnerung etwas verlängert.
Keine Pflicht wird so vernachlässigt wie die Pflicht, glücklich und zufrieden zu sein!
Deinen Beitrag finde ich auch sehr interessant. Ich musste vor allem über den Abschnitt mit dem Grenzübergang von Tunesien nach Algerien lachen. Das erinnert mich an zwei Erlebnisse.
Das erste passierte, als wir noch in Algerien lebten. Wir wohnten damals noch in Tebessa bei meinen Schwiegereltern und ich hatte noch meinen DDR-Reisepass. Wir wollten nach Tunesien fahren und alle Algerier behaupteten, dass ich kein Visum für Tunesien benötige. Nur ich war skeptisch, aber mir wollte keiner glauben. Wir fuhren also gemütlich nach Bou Chebka und passierten die algerische Grenze ganz normal und dann passierte das Malheur an der tunesischen Grenze. Wie befürchtet schickte man mich zurück und erklärte uns ausschweifend, warum ich ein Visum benötige. Zu allem Übel (dachte ich ) war auch noch Freitag!
Wir fuhren also gefrustet und nach Tebessa zurück und ich sagte auch etwas entnervt zu meinem Mann, dass man sich ja mal hätte vorher erkundigen können, denn mehr als "Ja oder Nein" hätte man nicht risikert. Wieder in Tebessa zurück sprach sich die Sache schnell herum. Der Bruder meines Mannes arbeitet beim dortigen Zoll und sagte, dass sich die Angelegenheit regeln lasse, denn sein Chef kennt den tunesischen Konsul. Er nahm meinen Pass und kam nach etwas drei Stunden mit dem Visum zurück. Sie haben den Konsul zu Hause getroffen, aufs Konsulat gefahren (wegen dem Stempel) und wieder nach Hause gefahren. Ohne meine Unterschrift, ohne Antrag...in der arabischen Welt geht alles und auch nichts.
Das zweite Erlebnis ist weniger spektakulär. Ich fuhr 2001 von Tebessa über Ras El-Ayoun nach Tunesien. An der algerischen Grenze lief alles wie gehabt, der Bruder ist mittlerweile in der Zolldirektion und begleitete mich über die Grenze. Der tunesische Grenzpolizist hatte mehr als eine Stunde aus mir bzw. uns unerklärlichen Gründen mit meinem Pass zu tun. Er drehte ihn und drehte ihn, dann schaute er ihn mit seinen Kollegen an, drehte und drehte ihn, so dass die Schrift mal auf dem Kopf stand und mal wieder richtig herum. Irgendwann sagte er dann, dass ich gehen könne.
Ich dachte mir, dass dort wohl noch nie ein Ausländer über die Grenze gegangen ist, den wahren Grund habe ich leider nie erfahren....
danke für Deinen schönen Reisebericht. Es ist mir ganz warm ums Herz geworden und ich hatte die Gänsehaut am Ende. Das erinnert mich immer an eins: Die Riesenfreunde bei der Ankunft und die Riesentraurigkeit und die Tränen bei der Rückkehr. Am schwierigsten ist aber wenn man Algerien mit der Fähre verlässt. Ein Mal habe ich das getan und mir geschwört, nie wieder. Ich musste wie ein Hund leiden: Wenn man seinen Eltern unten am Hafen zuwinkt und sich die Fähre langsam immer weiter entfernt; die Eltern sieht man dann langsam wie 2 Punkte ganz weit und dann nicht mehr. Man entfernt sich von der eigenen leiblichen Mutter am Hafen und von der "Mutter Algerien". Es war so unglaublich schmerzhaft. Früher habe ich nur gehört, dass es so schwierig, seine Heimat (über den Hafen) zu verlassen dann habe ich selbst die Erfahrung gemacht. Das war verdammt schwer.
Eine Frage: Hast Du nicht zugenommen während des Algerienaufenthaltes? Man wird als Gast in Algerien richtig gemästet!
Ende Mai 2006 bin ich gemeinsam mit meiner Mutter, nach Algerien gereist, um meine Großmutter und Tante sowie ca. 200 Menschen Restverwandtschaft zu besuchen. Da der größte Teil meiner Familie bisher in Frankreich lebte, auch meine Oma, war dies mein erster Besuch seit über 20 Jahren. Eine Woche habe ich in diesem Land verbracht und viele Eindrücke sammeln können.
Meine Großmutter lebt in einem Dorf, daß Ouled Abdallah heißt und in der großen Kabylei liegt. Meine Tante lebt in dem nächst größeren Ort, Sidi Daoud. Beide Orte sind ca. 40 km von der "Provinzhauptstadt" Tizi Ouzou entfernt und vielleicht 100 km von Algier.
Alles war anders, wirklich ALLES. Alles, was ich kenne, was mich ausmacht, war verschieden. Ich stieg aus dem Flieger und als erstes einmal war der Geruch anders. Das ganze Land roch irgendwie anders. Das erste, was mir auffiel, waren die Strassen, die nun in einem katastrophalen Zustand waren. Die Autos, welche dort rumfuhren würden den deutschen TÜV wahrscheinlich schon seit 10 Jahren nicht mehr bekommen.
Dann die ersten Eindrücke im Auto, beim durchfahren der Kabylei. Landschaftlich wirklich wunderschön, tolle Küsten, malerische Dörfer, leider aber auch viel Dreck und Müll. Überall auch noch Spuren des Erdbebens von 2003, so daß viele Häuser sich im Wiederaufbau befinden oder teilweise Wohncontainer in den Ortschaften stehen. Dann etwas, dass mich wirklich verunsichert hat - Straßensperren durch die Armee oder auch die Garde Communale - die bewaffnet vorgenommen werden.
Alles, was mich ausmacht, was ich kenne, ist dort anders. Frühmorgens am ersten Tag weckte mich schon der Ruf des Muezzin, das Frühstück anders. Die Art und Weise, essen zu kochen, abzuwaschen, sauber zu machen, Wäsche waschen, alles anders. Ich soll einen Salat machen, meine Tante legte mir Tomaten und Paprika hin und ich begann, ordentlich zu schnippeln. NEIN, man muss die beiden Gemüse doch erst enthäuten, also weg mit dem Schnipselkram, und die Tomaten/Paprika ins heiße Öl gelegt.... Sowieso war das Essen immer frisch und meistens sehr lecker. Dann fahren wir in das Dorf meiner Oma, fast 90 Jahre alt und ich habe sie jahrelang nicht gesehen – siekommt alt und gebeugt aus dem Haus heraus, sieht mich und erkennt mich trotz 40 Enkelkindern sofort. „Oh que t`est belle, mashallah“ sind ihre ersten Worte. Ich fange an zu weinen.
Dann unsere Ausflüge – nach Tigzirt, Tizi Ouzou, Algier. Die Strassen in der Grosstadt sind eng, duften aromatisch, oftmals stinkt es aber auch nur. Die Menschen sind freundlich. Die Woche richtete sich von Freitag/Mosquee bis Freitag/Mosquee, es gibt keinen festen Zeitplan.
Spannend empfand ich die von Ort zu Ort und manchmal sogar innerhalb der Familien unterschiedlichen Einstellung zum Islam und zur Religionsausübung. In einem Ort wirklich tief verschleierte Frauen, im nächsten Ort eine junge Frau in knielangem Rock und kurzarmigen Shirt. Oder in meiner Familie, die Schwiegertöchter meines Großonkels, eine in Schwarz mit Schleier, sogar im Haus, die andere mit Polo-Shirt und Jeans.
Das Verhalten der Männer hat mich irritiert. Ich kam anfangs mit der Aggressivität der Anmache nicht zurecht. Meine Cousine versicherte aber, dass ich deren Verhalten nicht provoziert habe, sondern dass dies dort so üblich sei, auch dort lebenden unverheirateten Frauen gegenüber.
Als ich dann zurück musste, hatte ich auf dem Flughafen etwas Interessantes bemerkt. Den Schalter für die Lufthansa konnte ich schon von weitem spüren. Eine riesige Schlange Deutsch-Algerier, die zurückwollten, alle verbreiteten unglaublichen Stress, wie eine Art Wolke.
Jeder wollte in der Schlange aufrücken, das Warten wurde ungeduldig erduldet, man versuchte, in der Schlange einen Vorzurücken, damit man eins eher dran ist, dann waren vor mir ein älteres Ehepaar. Sie hatten einen Flug über Frankfurt nach Bremen gebucht, aber nur das Ticket für den Flug bis Frankfurt bekommen (PC Probleme) Sie machten ein unglaubliches Theater, machten einen Stress, es musste ein Polizist kommen, dann der Flughafendirektor. Da er kein Deutsch und sie kein Französisch können, musste durch alle anderen gedolmetscht werden. Dann ein PC Fachmann, und das ganze verursachte 1 Stunde Verspätung. Wahrscheinlich deretwegen hatten dann in Frankfurt einige nationale Flüge eine halbe Stunde Verspätung...
Es war eine wirklich beeindruckende Reise, die mich dazu gebracht hat, mich wieder mehr mit meiner arabischen Seite zu beschäftigen. Seit Mai 2006 war ich weitere zweimal in Algerien und werde in 2 Wochen für ein drittes Mal fliegen.
da hab ich also doch wieder hier rein geguckt, mit dem ergebnis dass mir nun doch die tränen kamen. mein mann will schon fast hier bleiben, damit ich nicht traurig bin.
schöne eindrücke, danke. und ich bin ziemlich neidisch, denn ich war bis jetzt nur in oran. für weitere reisen war erst die sicherheit nicht gegeben und dann mit kleinem kind wars auch irgendwie ungünstig.
Oran ist doch eine sehr schöne Stadt. Ich habe dort einige Monate vor einiger Zeit verbracht. Ich war begeistert, selten habe ich so gelacht wie in dieser Stadt und habe viele Freunde dort gewonnen. Ich bin sicher, du wirst die Gelegenheit haben andere Teile Algeriens kennenzulernen. Sage deinem Mann, dass er Oran von uns grüssen soll. Mit einem kleinen Kind ist es sicher schwierig Rundreisen zu organisieren. Aber später könnte euer Kind vielleicht euer "Reiseführer" werden.
natürlich ist oran eine schöne stadt! ohne frage. und ich würd auch gern jetzt dahin. sonst wäre ich nicht so niedergeschlagen. .....und dann noch khaled der nebenbei läuft....
noch einige Eindrücke von mir in den ersten Zeit in Deutschland durch eine algerische Brille. Es geht um Familie, Hygiene und Tod.
In vielen Erziehungs- Schul- und Berufsfragen und teilweise Heiratsangelegenheiten stellt (stellte) die Großfamilie (in Algerien) mit den zahlreichen Onkels und Tanten wie ein Ratsgremium dar, das für alle Kinder zuständig ist und eine beratende Rolle übernimmt. Dennoch hat dieses Rat in den meisten Fällen (in meiner Familie auch) glücklicherweise keine zwingende Auswirkungen auf das Verhalten und Entscheidungen des Einzelnen. Es (Ratsgremium) kann im besten Falle damit prallen, wenn eine Entscheidung nicht in seinem Sinne getroffen worden war und zu Misserfolg geführt hat. „ Er habe es doch gewusst und davor gewarnt !“. Zu den ersten Eindrücken in Deutschland gehörte auch das Umweltbewusstsein, das ich in breiten Schichten der deutschen Gesellschaft vorgefunden hatte und in meiner Heimat fast ein Fremdwort ist. Dort wird vor allem in den Städten jede Grüne Fläche wie ein Hindernis für ein potentielles Betongebäude betrachtet und gehört abgeschafft. Bäume scheinen die gewünschte „Weitsicht“ der meisten Menschen zu hindern. In der Verlängerung dieser Thematik stellte das Thema Hygiene in öffentlichen Orten und Gemeinsinn ein klares Kontrast dar. Die Leichtigkeit, mit der ein Mülleimer auf der Strasse in meiner Heimat "verpasst" wird, spricht für eine Kurzsichtigkeit, die deren Gleichen sucht. Außerhalb ihrer Wohnung oder Hauses spielt das Thema Hygiene, Sauberkeit kaum eine Rolle. Ich war deswegen angenehm überrascht von der Sauberkeit, die die öffentlichen Orte in Deutschland aufwiesen.
Ein Bild fehlte dennoch in meinem neuen Dekor, und zwar das Bild des Todes. Wenn ein Mensch in Deutschland stirbt und beerdigt wird, scheint es hier in einer sehr großen Diskretion zu geschehen. Unauffällige Fahrzeuge fahren unauffällig zum letzten Ruheort des Betroffenen. Der Tod schien hier das Monopol eines „Black Box“ namens Fernseher zu sein, wo fiktives und reales Tod aufeinanderprallen und wo die Frage nach dem „wie“ der Tod zustande gekommen ist, im Mittelpunkt steht. In meiner Heimat dagegen ist der Tod und vor allem die Beerdigung eines Menschen eine sehr auffällige Angelegenheit. Nicht nur die vom Tod betroffenen Menschen sind von diesem Ereignis betroffen. Der Autoverkehr wird zum Beispiel bewusst gestört, Menschen in Fahrzeugen und zu Fuß begleiten langsam einen sichtbaren Sarg zum Friedhof und seltsamerweise regt sich niemand mehr auf, dass der Verkehr verlangsamt wurde. Der Tote wird noch Mal in seinen Wohnort kurz vor der Beerdigung für einen letzten "Besuch und Abschied" gebracht Der Tod ist so im Alltag allgegenwärtig und beeinflusst das Verhalten der Menschen und die Frage scheint eher, immer wieder, „was und warum“ der Tod zu sein, denn man gibt sich mit einer wissenschaftlichen Erklärung nicht immer zufrieden. Über den Tod las ich manchmal zufällig in irgendwelche Unterlagen von Behörden oder Verwaltungen in Deutschland etwas, wie zum Beispiel : „ Der Tod stellt aus versorgungsrechtlicher Sicht die stärkste Form der Dienstunfähigkeit dar.“ (Unterrichtsblätter für die Bundeswehrverwaltung) oder :“ stirbt der Bediensteter während einer Dienstreise, so ist damit die Dienstreise beendet !“ ( Kommentar zum Bundesreisekostengesetz). Man schrieb über den Tod in den Vorschriften völlig emotionslos als wollte man den Tod banalisieren oder ungemerkt schleichen lassen, wie die unauffälligen, diskrete Fahrzeuge, die die Toten zu ihrem letzten Ruheort begleiten.
In Antwort auf:Über den Tod las ich manchmal zufällig in irgendwelche Unterlagen von Behörden oder Verwaltungen in Deutschland etwas, wie zum Beispiel : „ Der Tod stellt aus versorgungsrechtlicher Sicht die stärkste Form der Dienstunfähigkeit dar.“ (Unterrichtsblätter für die Bundeswehrverwaltung) oder :“ stirbt der Bediensteter während einer Dienstreise, so ist damit die Dienstreise beendet !“ ( Kommentar zum Bundesreisekostengesetz).
Hallo Kabyle,
ich musste gerade laut lachen, dass sind die "Running-Gags" unter Juristen, diese Textpassagen. Ich finde echt, sie zeugen von einem gewissen Humor der Deutschen...So etwas können nur deutsche Beamten schreiben!
ich habe auch ähnlich reagiert wie du, als ich zum ersten Mal die angesprochenen Textpassagen gelesen habe.
" Über den Tod las ich manchmal zufällig in irgendwelche Unterlagen von Behörden oder Verwaltungen in Deutschland etwas, wie zum Beispiel : „ Der Tod stellt aus versorgungsrechtlicher Sicht die stärkste Form der Dienstunfähigkeit dar.“ (Unterrichtsblätter für die Bundeswehrverwaltung) oder :“ stirbt der Bediensteter während einer Dienstreise, so ist damit die Dienstreise beendet !“ ( Kommentar zum Bundesreisekostengesetz)."
Nun habe ich versucht, sie in einem anderen Zusammenhang zu verstehen. Ob meine "Theorie" stimmt ? weiss ich nicht !
Übrigens ich habe die vor zwei oder drei Tage eine Frage gestellt, die sich auf " erste Eindrücke in Algerien " bezog. Hast du sie gelesen ?
ich hatte diese und andere Textpassagen vor einiger Zeit in einem Spaßmail erhalten. Ich war mir nicht sicher, ob sie der Realtität entsprechen oder nicht.
Diese nur am Rande, denn ich möchte eigentlich erzählen, wie ich in Algerien durch meine "deutsche Brille" mit dem Tod in Berührung kam. Eigentlich war ich mit meinem Mann irgendwo im Ort unterwegs. An irgendeinem Haus sagte er, das hier Familie "soundso" lebt und dass in dieser Familie Herr "x" verstorben sei und wir sie kurz besuchen müssten. Ich hatte keine Ahnung und ging völlig unvorbereitet mit in das Haus. Dort wurde ich von mir unbekannten Leuten in ein Zimmer geschoben, wo bereits jede Menge Frauen saßen, die kurz nach meiner Ankunft laut zu schreien begannen. Manche schlugen sich mit Händen ins Gesicht und nach einer Weile trat wieder Ruhe ein. Eine andere mir unbekannte Frau kam mit einen Stuhl auf den ich mich unbedingt setzen sollte. Das war mir ziemlich unangenehm, weil es der einzige Stuhl im ganzen Raum war, während alle anderen auf an der Wand angereihten Matratzen saßen. Widerstand meinerseits war relativ sinnlos, da ich mich sprachlich noch nicht ausdrücken konnte. Ich habe dann den ganzen Abend die gleiche Zeremonie beobachtet. Die Frauen unterhielten sich meiner Meinung nach völlig ruhig und normal, sobald aber neue Gäste den Raum begannen, fingen sie jedes Mal aufs Neue an zu schreien. Ich habe das nicht verstanden und war froh, als ich endlich abgeholt wurde. Später habe ich das nie wieder erlebt. Meine Schwägerin erzählte mir aber, dass es in manchen Familien üblich sei und manche auch ihr Gesicht zerkratzen.
ich habe es gelesen und ich möchte auch antworten, nur leider habe ich gerade wenig Zeit, das alles nochmal zu rekapitulieren. Daher etwas Geduld bitte.
Maha
@Salima: so zu trauern gilt glaube ich als haram, oder?
Die Textpassagen habe ich dagegen nicht als "Spaßmail" gelesen. Aber, dass man in Deutschland sich über Beamten und Beamtensprache lustig macht, ist ja nichts neues. Was du in Algerien beschrieben hast, scheint eine regionale Variante zu sein, Von etwas ähnlichem habe ich (über einen grichischen Freund) bisher in bestimmten Gebieten Grichenlands gehört. Dies würde mich aber nicht wundern, dass in anderen Teilen des Mittelmeerraums ähnlich ist. In der Kabylie und in Algier kenne ich diese Art nicht. Das ist aber für mich nun interessant zu wissen, wie solche "Rituale" an der "tunisischen Grenze" ablaufen.
Wobei nun zu meinem Bericht: Zusammenfassend erlebe (erlebte) ich den Tod in Deutschland als "Tabuthema", darauf wollte ich hin. Gibt es Gründe dafür ? weiss ich nicht genau ! ich probiere zu verstehen.