in diesem Fall habe ich für Dich eine Lösung parat: Muezzin-Software und Du darfst nicht 1 Mal, nicht 2 Mal, nicht 3 Mal sondern sage und schreibe 5 Mal am Tag Gänsehaut kriegen. Nicht schlecht oder? Willst Du die Software haben & installieren? So hast Du ein Hauch von "Algerien" zu Hause Ich werde wenn Du willst, das Link hier zum Downloaden setzen!
Na sag Mal, wir haben Dich aber hier vermisst! Wo warst Du?
Hallo Bavarois, ja ich möchte die Software gerne haben Ich hab mich wirklich rar gemacht, sorry aber ich habe jetzt einen Garten, mit viel Arbeit darin *g*. Also immer wenn es mal nicht regnet, bin ich draussen, und wenn es regnet im Gatencenter Ich versuche mich zu bessern Gruß
ich hatte dir eine Frage im Monat Juni (wenn ich mich gut erinnere) gestellt. Du hast sie (aus Zeitgründen) bis heute noch nicht beantwortet. Es ging um deine Eindrücke bei deiner ersten Reise nach Algerien. Wenn du willst, dass eine Wohnungssuche für dich in Algier gestartet wird, musst du zuerst deine "Altlasten" hier beseitigen.
Ende Mai 2006 bin ich gemeinsam mit meiner Mutter, nach Algerien gereist, um meine Großmutter und Tante sowie ca. 200 Menschen Restverwandtschaft zu besuchen. Da der größte Teil meiner Familie bisher in Frankreich lebte, auch meine Oma, war dies mein erster Besuch seit über 20 Jahren. Eine Woche habe ich in diesem Land verbracht und viele Eindrücke sammeln können.
Meine Großmutter lebt in einem Dorf, daß Ouled Abdallah heißt und in der großen Kabylei liegt. Meine Tante lebt in dem nächst größeren Ort, Sidi Daoud. Beide Orte sind ca. 40 km von der "Provinzhauptstadt" Tizi Ouzou entfernt und vielleicht 100 km von Algier.
Alles war anders, wirklich ALLES. Alles, was ich kenne, was mich ausmacht, war verschieden. Ich stieg aus dem Flieger und als erstes einmal war der Geruch anders. Das ganze Land roch irgendwie anders. Das erste, was mir auffiel, waren die Strassen, die nun in einem katastrophalen Zustand waren. Die Autos, welche dort rumfuhren würden den deutschen TÜV wahrscheinlich schon seit 10 Jahren nicht mehr bekommen.
Dann die ersten Eindrücke im Auto, beim durchfahren der Kabylei. Landschaftlich wirklich wunderschön, tolle Küsten, malerische Dörfer, leider aber auch viel Dreck und Müll. Überall auch noch Spuren des Erdbebens von 2003, so daß viele Häuser sich im Wiederaufbau befinden oder teilweise Wohncontainer in den Ortschaften stehen. Dann etwas, dass mich wirklich verunsichert hat - Straßensperren durch die Armee oder auch die Garde Communale - die bewaffnet vorgenommen werden.
Alles, was mich ausmacht, was ich kenne, ist dort anders. Frühmorgens am ersten Tag weckte mich schon der Ruf des Muezzin, das Frühstück anders. Die Art und Weise, essen zu kochen, abzuwaschen, sauber zu machen, Wäsche waschen, alles anders. Ich soll einen Salat machen, meine Tante legte mir Tomaten und Paprika hin und ich begann, ordentlich zu schnippeln. NEIN, man muss die beiden Gemüse doch erst enthäuten, also weg mit dem Schnipselkram, und die Tomaten/Paprika ins heiße Öl gelegt.... Sowieso war das Essen immer frisch und meistens sehr lecker. Dann fahren wir in das Dorf meiner Oma, fast 90 Jahre alt und ich habe sie jahrelang nicht gesehen – siekommt alt und gebeugt aus dem Haus heraus, sieht mich und erkennt mich trotz 40 Enkelkindern sofort. „Oh que t`est belle, mashallah“ sind ihre ersten Worte. Ich fange an zu weinen.
Dann unsere Ausflüge – nach Tigzirt, Tizi Ouzou, Algier. Die Strassen in der Grosstadt sind eng, duften aromatisch, oftmals stinkt es aber auch nur. Die Menschen sind freundlich. Die Woche richtete sich von Freitag/Mosquee bis Freitag/Mosquee, es gibt keinen festen Zeitplan.
Spannend empfand ich die von Ort zu Ort und manchmal sogar innerhalb der Familien unterschiedlichen Einstellung zum Islam und zur Religionsausübung. In einem Ort wirklich tief verschleierte Frauen, im nächsten Ort eine junge Frau in knielangem Rock und kurzarmigen Shirt. Oder in meiner Familie, die Schwiegertöchter meines Großonkels, eine in Schwarz mit Schleier, sogar im Haus, die andere mit Polo-Shirt und Jeans.
Das Verhalten der Männer hat mich irritiert. Ich kam anfangs mit der Aggressivität der Anmache nicht zurecht. Meine Cousine versicherte aber, dass ich deren Verhalten nicht provoziert habe, sondern dass dies dort so üblich sei, auch dort lebenden unverheirateten Frauen gegenüber.
Als ich dann zurück musste, hatte ich auf dem Flughafen etwas Interessantes bemerkt. Den Schalter für die Lufthansa konnte ich schon von weitem spüren. Eine riesige Schlange Deutsch-Algerier, die zurückwollten, alle verbreiteten unglaublichen Stress, wie eine Art Wolke.
Jeder wollte in der Schlange aufrücken, das Warten wurde ungeduldig erduldet, man versuchte, in der Schlange einen Vorzurücken, damit man eins eher dran ist, dann waren vor mir ein älteres Ehepaar. Sie hatten einen Flug über Frankfurt nach Bremen gebucht, aber nur das Ticket für den Flug bis Frankfurt bekommen (PC Probleme) Sie machten ein unglaubliches Theater, machten einen Stress, es musste ein Polizist kommen, dann der Flughafendirektor. Da er kein Deutsch und sie kein Französisch können, musste durch alle anderen gedolmetscht werden. Dann ein PC Fachmann, und das ganze verursachte 1 Stunde Verspätung. Wahrscheinlich deretwegen hatten dann in Frankfurt einige nationale Flüge eine halbe Stunde Verspätung...
Es war eine wirklich beeindruckende Reise, die mich dazu gebracht hat, mich wieder mehr mit meiner arabischen Seite zu beschäftigen. Seit Mai 2006 war ich weitere zweimal in Algerien und werde in 2 Wochen für ein drittes Mal fliegen.
Maha
Welche Eindrücke meinst Du, die anders sein könnten als die dort geschilderten?
Lau kuntu qatratan, kunti al-matr, lau kuntu nahran, kunti al-bahr, laukuntu l-qamar, kunti asch-schams, lau kuntu al-'alaam, kunti al-kaun.
zuerst danke für den Reisebericht. Es ging um deine Erwartungen vor dieser Reise. Die Frage stellte ich in diesem Thread am 29.06 um 23 Uhr 14. Du hattest mir am 02.07 um 21 Uhr 18 geantwortet, worauf ich um 21 Uhr 36 darauf reagiert hatte. So war es ! in diesem Thread wie gesagt.
bin ich Dir minutiöse Rechenschaft schuldig??? Eh ja, dann muss ich mal ein Jahr und mehr in meiner Erinnerung zurück wandern und meine Erwartungen hervorkramen. Aber später, nach meinem überfälligen Hausputz...
Beste Grüße Maha
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wie waren meine Erwartungen vor meiner ersten bewussten Algerienreise? Ich kann mich gut daran erinnern, dass ich ziemlich gespannt war, wie dieses Land sein würde und das ich erwartet habe, dass es noch anders ist, als ich es letzten Endes vorgefunden habe. Ich dachte, es wäre vielleicht noch deutlicher vom Krieg gezeichnet, als es das war. Ansonsten habe ich wohl erwartet, dass die Männer dort zurückhaltender gegenüber Frauen sind, denn in meinen Augen war es schließlich ein muslimisches Land, in dem doch die Gesellschaft nach bestimmten Maßstäben zusammenlebt. Zu diesen Maßstäben gehörte für mich auch, dass Frauen in der Öffentlichkeit respektvoll und zurückhaltend behandelt werden. Was habe ich noch erwartet? Dass mich meine Familie gastfreundlich aufnimmt, dass ich ein Teil meiner Identität besser kennen lerne, dass ich sehe, wie das Leben in diesem Land funktioniert, das ich die algerische Gesellschaft und MEntalität kennen lerne. Das alles hat sich erfüllt, wobei ich gerade beim ersten Besuch doch noch sehr verunsichert war. Jedoch ist dort schon der Wunsch in mir gewachsen, dieses Land ohne familiären Schutz, den ich als überfürsorglich empfunden habe, kennen zu lernen. Das habe ich ja dann in 3 weiteren Reisen seit Mai 2005 getan.
Beste Grüße Maha
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Hallo Maha, (zweiter Versuch, da mit meinem PC etwas nicht in Ordnung ist!)
danke für die Beschreibung deiner Erwartungen vor der Reise. Es erinnert mich an den Bericht meiner deutsche Cousine, die sich erst mit 28 Jahren als Journalistin (nach dem heftigen Erdbeben dort) nach Algerien begeben hat. Sie erzählte ähnliches wie du, manchmal fast wörtlich. Etwas würde mich noch interessieren. Hat dich deine Mutter nicht auf so eine Reise vorbereitet ? indem sie dir z.B. über die Sitten dort etwas berichtet ?
wie hätte mich meine Mutter darauf vorbereiten sollen? Sie war auch erst im Januar 2007 das erste Mal nach Jahrzehnten wieder dort und vor allem hat sie als ältere Frau doch eine ganz andere Perspektive und Sichtweise auf die Gesellschaft als ich. Sie wird ja dadurch respektiert, dass sie eine verheiratete Frau ist, als Tochter von dem und dem und der und der bekannt, wie auch immer. Also meine Mutter hatte wahrscheinlich genau so wenig Erfahrung und Ahnung von der algerischen Gesellschaft wie ich. Und vor allem ist sie ein Freigeist, der sich nicht gerne an gängige Normen und Konventionen hält. Von diesen hat sie sich ja als junge Frau befreit, als sie gegen den Wille ihrer Eltern nach Deutschland ging. Sie verhält sich daher in Algerien auch kaum anders als hier. Allerdings fastet sie jetzt dort auch, obwohl ich sie daran erinnern musste, dass in ihrer Reisezeit Ramadan ist...
Beste Grüße Maha
P.S: Lustigerweise habe ich mich übrigens sehr schnell in die algerische Gesellschaft eingefügt. Das ist vielleicht auch intuitiv so gewesen, aber ich glaube ich habe eine gute Antenne, für das was geht und was nicht geht.
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das ist ja interessant, was du da schreibst. Deine Mutter scheint eine mutige Frau zu sein, um sich von den "algerischen Zwängen" befreit zu haben. Davon hast du sicherlich etwas vererbt, man merkt es in einigen deiner Beiträgen. Was ich aber nicht verstehe, ist dass sie so wenig Ahnung von der algerischen Gesellschaft haben sollte. Hat sie so wenig in Algerien gelebt ? Aber Du musst mir das nicht erzählen, wenn es zu intim sein sollte. Etwas steht fest, es ist sicherlich "psychologisch" nicht einfach in erster Linie gegenüber den Eltern, vor allem der älteren Generation, sich für etwas zu entscheiden, wovon sie nichts halten. Ich stelle mir diesen Weg über die Jahre sehr hart vor. Dass du dich in die algerische Gesellschaft einfügen kannst, glaube ich gerne, dort muss man, unter anderem, die Fähigkeit sich zu "verstellen", je nach Milieu, besitzen (es gilt nicht nur für dich sondern für die meisten AlgerierInnen). Du hast es bereits in einigen (alten) Beiträgen beschrieben, als wir uns unter anderem über die Religion unterhalten haben.
meine Mutter ist Jahrgang 1952 und ist irgendwann Anfang der 60er Jahre mit den Eltern nach Frankreich immigriert, da die ältesten Söhne in der französischen Armee als Wehrpflichtige gedient hatten und daher die Familie nach Ende des Krieges nicht mehr sicher war. Also hat sie nur einen Teil ihrer Kindheit in Algerien verbracht, ist dann in Frankreich zur Schule gegangen, hat dort Abitur gemacht und ist dann Anfang der 70er Jahre in einer Nacht- und Nebelaktion nach Deutschland abgehauen. War erst hier Au-Pair-Mädchen, dann Studentin für Französisch und Deutsch auf Lehramt, hat meinen Vater kennengelernt und dann kamen ich und meine Schwester. Heute sind meine Eltern geschieden, aber meine Mutter ist nunmehr seit über 30 Jahren in Deutschland und arbeitet als Lehrerin. Allerdings wird sie wohl als Rentnerin nach Frankreich gehen. So viel also zu ihr.
Beste Grüße Maha
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danke für deine Antwort, es ist nun verständlicher für mich. Dass dich, mit so einer Biographie, Algerien mehr als Frankreich anzieht, finde ich interessant.