anliegend eine Interview eines algerischen Sprachwissenschaftlers von der Uni Algier. Leider aber ist der Artikel nur in französisch, da die schlechte maschinelle Übersetzung eher denn Sinn entstellen würde. Bei Bedarf würde ich unter Umständen einige Auszüge übersetzen. Zeitung: Soir D'Algerie vom 19.08.2007
das würde mich schon interessieren, leider reicht mein französisch nur so weit, dass ich nicht verhungere und den heimweg finde. vielleicht kannst du ja mal bei gelegenheit alles übersetzen?
ich habe versucht, den Text in einer Zusammenfassung zu übersetzen. Ob es mir gelungen ist ? können die Französischsprachigen unter den Lesern beurteilen !
Es geht, wie bereits erwähnt, um einen algerischen Sprachwissenschaftler, Prof. Abderezak Dourari, Dr. Linguist der Sorbonne Universität, der an der Universität Algier tätig ist. In seinem Interview und auch in einem Buch äussert er sich zu der sprachlichen Situation in Algerien. Er setzt sich sowohl mit den linguistischen Schwierigkeiten als auch mit der Identitätskrise in Algerien auseinander. Provokativ erscheint dieses Interview mit dem Titel „der Algerier beherrscht keine Sprache !“ Die sprachliche Situation in Algerien ist, aus seiner Sicht, seit der Arabisierung der 70er Jahren verwirrend und desorientiert. Die Verwirrung besteht vor allem darin, dass die offizelle Sprache des Landes diejenige ist, die vom Staat durchgesetzt und in den Schulen eingeführt wurde. Die Algerier hätten Muttersprachen. Es gehe hauptsächlich um zwei Varianten. Das algerische Arabisch, eine gemeinsame Sprache für die Algerier und die Maghrebstaaten im Allgemeinen. Die Anwendung dieser Sprache führe bis zum 13 Jahrhundert zurück. Ihre wichtigsten Elementen würden von den Phöniziern, den Arabern und Berbern stammen. Die Zweite ist Tamazight mit ihren regionalen Varianten, kabylisch, chaoui, mozabit und tergui. Der Algerier beherrsche selbsverständlich seine Muttersprache, die sich unter anderem auf Emotionen und Ausdruck bezieht. Er beherrsche aber die Sprachen in der Schule, „schularabisch“ und französisch seit den achziger Jahren immer weniger. Das Niveau im „Schularabischen“ hätte sich stark in den letzten Jahren verschlechtert. Der Professor erwähnt zwei Hauptgründe. Der erste Grund seien die angewandeten didaktischen Methoden, die glauben lassen, dass die in der Schule gelernte Sprache, die Muttersprache sei. Dies wäre falsch. Der Professor stellt seltsamerweise weiter fest, „Schularabisch“ wäre besser beherrscht, als es in den französisch-islamischen Gymnasien gelehrt wurde. (er meint möglicherweise die Kolonialzeit). Der zweite Grund beziehe sich auf den pädagogischen Inhalt der Lehrprogramme. Die Arabisierungspolitik zielte aus seiner Sicht nicht auf das Lehren der arabischen Sprache, sondern auf die Verbreitung von konservativem Gedankengut bzw. einer Ideologie. „Wenn man eine Sprache zu sehr liebt, erstickt man sie !“ Diese Politik habe der arabischen Sprache nicht gedient, weil sie die Pädagogik von der konservativen Ideologie nicht getrennt hat. Die arabische Sprache müsse aufgewertet werden. Sie brauche eine Reform in dem Inhalt und in der Lehrmethode. Es wäre Mal das Ziel einer früher begonnene Reform im Erziehungsministerium gewesen. Dies sei ohne Fortsetzung und konkrete Folgen geblieben... ...Eine weitere Wahrheit sei, dass das Ministerium die fachliche Fähigkeit nicht besessen hätte. Keine Fachleute, die in der Lage wären, nach der algerischen Realität zu forschen und zu handeln. Zusammengefasst beherrscht der Algerier keine Sprache. Was die französische Sprache angeht, behauptet der Professor, sie sei, aus politischen Gründen, an den Rand gedrückt. Sie sei ja die Sprache der ehemaligen Kolonialherren. Seltsamerweise, sei die absolute Mehrheit der Führer im Unabhängigkeitskrieg französischsprachig gewesen.
Als Fazit, betont der Professor die Wichtigkeit der Muttersprache und ihre Anwesenheit in der Schule für das Kind. Dies würde das Kind beruhigen und auch ermutigen, sich für weitere Sprachen zu öffnen. Wenn man das Erlernen von Fremdsprachen auf die Muttersprache baut, könnte das Kind mindestens 5 Sprachen ohne Verwechselung beherrschen. Es sei wichtig, dass das Kind sich in seiner Muttersprache, nicht angegriffen fühlt. Er dürfe nicht das Gefühl gewinnen, er müsse sich seiner Muttersprache entledigen. (Dies war und ist leider immer noch der Fall in Algerien)
Die meisten algerischen Politiker würden selber die arabische Schulprache bis heute nicht beherrschen. Was würden sie nun von einem Kind erwarten ?... (Ende)
Dies war ein Versuch von mir als Übersetzer tätig zu sein ! Was meint der Fachdolmetscher Bavarois ?
der artikel war sinnig, also wird deine übersetzung schon gut sein. das ist ja ein sehr diffiziles problem. da gibt es ja auch keine schnelle und einfache lösung. aber für die zukunft der kinder und algeriens hoffe ich, dass die politiker ihren hintern zusammenkneifen und schnellstens besserung schaffen. das ähnliche gilt übrigens auch für deutsche politiker, die seit jahren zu lasten der kinder an verschiedenen bildungs- und schul- systemen rumbasteln, um sich selbst zu profilieren.
wie du das sagst, ist es sicherlich eine schwierige Problematik, die ohne Zweifel die Algerier gut kennen aber ungern darüber reden. Denn oft haben sie Angst vor einer möglichen "Etikette", die sie nicht tragen wollen. Es läuft noch viel bei uns schwarz/weiss; wer nicht für ein Teil eines Ganzen ist, ist automatisch der Feind des Ganzen. Trotz der Mängeln im deutschen Schulsystem, ich finde trotzdem den Vergleich absolut nicht möglich. Ich kenne ja beide Systeme. Ich wünsche dir und allen anderen eine gute Nacht !
ich wollte die schulsysteme keinesfalls vergleichen, das ist in diesem fall völlig unmöglich. ich wollte nur zum ausdruck bringen, dass die herren in den maßanzügen mal die ärmel aufkrempeln sollten, wenn sie nicht die zukunft ihres "herrschaftsbereiches" auf's spiel setzen wollen.
Also ich hab das Interview gelesen und kann damit nicht viel anfangen. Ueberhaupt finde ich seine Aussagen etwas diffus. Er kritisiert zwar Einiges, aber Lösungsansätze bringt er nicht. Die Schuld trägt wie immer die (französischsprachige) Elite, welche selber die "Arabisierung" vorangetrieben hat. Das mag ja stimmen. Sie tragen dafür die Verantwortung. In ihren Reihen ist leider auch keiner so schlau wie er selber. Also wie Kabyle in seiner Zusammenfassung erwähnt, wünscht er sich eine Aufwertung der arabischen Sprache. Aber die ist doch schon lange favorisiert ? Aha, es war leider nur mit der falschen Methodik. Das zuständige Gremium wisse aber um die Problematik. Leider schlagen sie nur technische Massnahmen vor und gehen nicht an das grundlegende Problem ran. Das Algerien vielsprachig ist ? Das sind viele Länder dieser Welt.
Der Gute bedauert das verkümmern von Französisch und findet es äusserst wichtig als Bildungssprache und Zugang zu Wissen. Daher schlägt er auch gleich noch die Werbetrommel für das Französische, in dem er es verklärt als Sprache der Demokratie, der Menschenrechte usw. hinstellt. Frankreich, die Weltmeister der Errungenschaften, die Anderen sind die Neandertaler. Fakt ist: Französisch hat doch seine Bedeutung auf dieser Welt weitgehend verloren. Jahrhunderte zuvor war es die Sprache der Gebildeten auf dieser Welt, der Königshäuser und der gehobenen Kaufleute. Heute interessiert doch Französisch kein Mensch mehr. Die Welt spricht Englisch und ich finde die Algerier sollten auch auf diese Karte setzen. Auch wenn Frankreich noch der wichtigste Handelspartner ist, so muss das ja nicht auf ewig sein. Das Französische wird noch lange eine dominante Rolle spielen in Algerien, aber sich auf ewig daran binden ? Ein Beispiel. Ich will Produkt A von Grönland nach Algerien importieren. Die Frachtpapiere müssen aber französisch ausgestellt sein. Toll. Französisch als Tor zu Wissen und Bildung ? Da bring ich gerne das Stichwort Internet. Die Bildungsquelle par exellence! Natürlich gibt es auch interessante Seiten auf Französisch. Aber der überwältigende Teil ist doch Englisch.
wir wollen den wenigen Linguisten, die Algerien besitzt, nicht noch unrecht tun. Es geht hier um ein Interview, nicht um die Darstellung einer gesamten Forschungsarbeit. Dass ein Fachmann, wenn er von seinem Fach redet, seine Aussagen diffus für Fachfremde ankommen, wäre nichts Neues. Er kritisiert gerade, dass man sich um Lösungsansätze gar nicht gekümmert hat. So eine Problematik kann nicht ein Privatträger ohne staatlichen Auftrag anpacken. Solche Äußerungen habe ich öfter von Linguisten in Algerien gehört. Was die Aufwertung der arabischen Sprache und die falsche Methodik anbelangt. Da nimmt er sicherlich das aktuelle schlechte Niveau der Algerier im Arabischen zur Grundlage. Kommen wir nun zum Französischen. Wenn man von dieser Sprache spricht sollte man das Emotionelle ausklammern. Ein Wissenschaftler hat die Emotionen auszuklammern, sonst ist er kein Wissenschaftler. Im besten Falle ist er sonst ein Politiker, im schlechtesten Falle ein Fußballfan. Die Feststellung ist dann die Folgende, das Sprachliche und das Bildungsniveau war schon mal besser, viel besser in Algerien. Und das ist Fakt. Man braucht nur einen älteren zweisprachig gebildeten Algerier zu hören oder zu lesen, und mit seinem zwanzigjährigen Sohn zu vergleichen, würde man sofort einen riesigen Unterschied feststellen. Was ist dann passiert? Was hat man falsch gemacht? Mit dieser Frage hätte man sich längst beschäftigen müssen. Das können leider oder Glücklicherweise (wie man es will) nur Linguisten. Die Frage könnte auch lauten: Was ist einem wichtiger, ein hohes Bildungsniveau, das einige Opfer mit sich bringt? Oder ein mittelmäßiges Niveau mit „emotioneller Zufriedenheit“ und hohe Abhängigkeit von westlichen Experten? Noch etwas was französisch angeht (übrigens nicht meine Lieblingssprache), dass wir uns nicht falsch verstehen. Es gibt Millionen Algerier, die im französischsprachigen Raum Leben, nicht nur in Frankreich. Alle haben Verwandten, Freunde und Wurzeln in Algerien. Dieses Potential, das auch für Algerien produktiv sein kann und teilweise bereits ist, sollte man nicht vernachlässigen. Es sind nur wenige Argumente, also Said willst du immer noch französisch streichen? Ich möchte betonen, ich bin trotzdem kein Anhänger der französischen Sprache, sonst wäre ich sicherlich nicht in Deutschland. Rationale Ansätze sind aber manchmal schwer emotional zu tragen.