Hallo, alle zusammen. Erstmal möchte ich mich vorstellen. Ich bin weiblich, deutsch, 44 Jahre alt und seit etwas mehr als 3 Jahren mit einem Algerier zusammen. Wir haben beide jeweils eine "schlechte Erfahrung" hinter uns. Er (50 Jahre) lebt seit 5 oder 6 Jahren von seiner algerischen Ehefrau getrennt, hat 2 Töchter, ich bin seit 4 Jahren von meinem Ehemann getrennt (und wenn nichts dazwischen kommt, wird am 27.07. die Scheidung ausgesprochen!!!). Und nun meine Frage - vielleicht könnt Ihr mir helfen. Ich weiss ja nur , wie "europäische" Beziehungen funktionieren (mehr oder weniger), und manchmal versteh ich das Verhalten von meinem Partner nicht. Ich frage ihn dann immer, ob es auf Grund seiner Religion ist, oder Erziehung oder was auch immer - aber ich habe das Gefühl, er schämt sich für das "Anders sein". Er sagt immer, er sei "Europäer", er habe schliesslich schon in jungen Jahren in England gelebt, ist französischsprachig aufgewachsen, danach in Spanien etc. Aber ich kann mir manches Verhalten von ihm manchmal nur so erklären, dass er halt nur erlebt hat, wie seine Eltern, seine Verwandten und seine Familie im allgemeinen zusammengelebt haben. Wie die Beziehung Mann-Frau zwischen seinen Eltern (Moslems) war. Und ich finde, dass ist nichts, wofür man sich schämen muss. Im Gegenteil!!! Und ich will das ja auch nicht ändern- ich will es nur verstehen. Wenn er mir sein Verhalten nicht erklärt, denke ich immer, ich mach was falsch. Und ich möchte auch viel über den Islam, das Leben der Moslems untereinander, die Wertvorstellungen und alles kennenlernen. Aber er redet nicht so gern darüber. Ich weiss auch nicht, warum. Ich finde das sehr schade! Ich denke, wir würden und noch besser verstehen, wenn er sich mir öffnen könnte. Versteht mich jemand von Euch???? Ich freue mich über jede Antwort, die mir weiterhelfen könnte!!
man müsste erstmal genauer wissen: welche situationen? welche reaktionen? was du bis jetzt geschrieben hast, erlaubt keinerlei "diagnose". ich könnte dir dann auch nur im vergleich mit meinem mann berichten. aber auf alle fälle hast du ein offenes ohr.
@pocoyo erst einmal herzlich Willkommen..... hier hast du erst mal eine Adresse zum Thema Islam dort kannst du dir auch Bücher bestellen.... http://www.islam.de....
Hallo Grit, hallo Christin, danke für die Hand, die Ihr mir reicht . Ich werde nachher noch ausführlicher Schreiben (bin gerade auf der Arbeit). Wollte ich aber schon mal bedanken!!
@pocoyo kannst ruhig schreiben bin auch auf arbeit schreibe grade nen Lebenslauf für einen Kunden und ne Bewerbung aber zwischendurch bin ich hier.....
So, da bin ich wieder. Also, die Situation ist die, dass wir irgendwie zusammen sind und irgendwie haben wir noch total viel Distanz zwischen uns. Ich kenne es so, dass, wenn man sich liebt, es auch nicht unbedingt verheimlicht. Das mit Händchenhalten und Küssen in der Öffentlichkeit nicht immer was geht, hab' ich schon mitbekommen. Normal hat er damit keine Probleme, aber als seine Eltern aus Algerien mal zu Besuch waren, hat er sich komplett daran gehalten - und zwar so heftig, dass ich mich fast unsichtbar fühlte, als wir spazierengingen, die 3 sich unterhielten und mich kaum eines Blickes würdigten. War schon komisch. Und da hab' ich halt gefragt, warum er so extrem reagiert hat, ob seine Eltern mich vielleicht nicht mögen, oder ob es mit der Religion u.Erziehung zusammenhängt. Er sagt, seine Eltern mögen mich gerne, und das mit dem kaum angucken wúrde ich mir bestimmt nur einbilden. Oder anderes Beispiel: Nach dem Abendessen sitzten wir gemütlich auf dem Sofa, wollen Fernsehen. Ich würde ganz gerne kuscheln - er nicht. Auch wenn ich mich etwas annähere, reagiert er kaum. Ich will ja nix schlimmes von ihm , aber er hat das mit Nähe und Berührungen nicht so. Ist das im Islam so? Oder ist er nur so? Oder noch was anderes: Wenn ich mit jemandem zusammenbin, teilt man doch eigentlich gewisse Sachen, bzw. nimmt am Leben des jeweils anderen teil. Er findet jedoch, das er für seine Probleme alleine Zuständig ist und ich mich nicht einmischen soll. Ist das "algerischer Männerstolz"?? Er findet, der Mann geht seinen Weg und die Frau geht ihren Weg. Solange keiner fremdgeht und man abends nebeneinander im Bett liegt, ist das doch schon liebe. Und er hat mir mal ganz vorwurfsvoll gesagt, als ich ihm sagte, dass ich mich nicht wirklich geliebt fühle: Du willst gleich alles auf einmal. Ist es in Algerien denn so, dass die Menschen erst heiraten, dann zusammenleben und dann erst anfagen, sich zu mögen????? Manchmal denke ich, dass mein Partner mehr Probleme damit hat, Moslem und Algerier zu sein, als ich. Ich sehe das überhaupt nicht so, ich will so viel lernen über den Islam, das Leben der Moslems, das Zusammenleben etc.etc., einfach alles. Aber er mag garnicht so gerne darüber reden. Wie könnte ich ihn denn dazu bringen, mir was darüber zu erzählen? Oje - jetzt hab' ich so schnell geschrieben, dass ich nicht gemerkt habe, wie viel Text es geworden ist. Ich hoffe, ihr lasst euch davon nicht abschrecken. Schreibt mir doch mal (wenn ihr mögt), wie das Zusammenleben/ die Partnerschaft bei Euch so ist. Ich wär Euch sehr dankbar. Vielleicht muss ich ja nur noch etwas warten und geduldig sein, dass er sich mehr öffnet.
hallo pocoyo, also ich kann dir nur erzählen, wie es bei uns ist: händchen-halten und küssen in der dt. öffentlichkeit ist ok. in der algerischen max. hand in hand oder eingehängte arme. bei seiner mutter und seinen geschwistern ist umarmen und ein schmatz auf die wange ok. bei seinem vater - never ever. kuscheln allein zu hause auf dem sofa ist völlig normal. vielleicht ist dein freund halt so. seine probleme will mein mann auch immer allein lösen und für sich behalten. klappt natürlich nicht immer. er möchte auch schon wissen, was bei mir so los ist. in algerien ist es bis heute mehrheitlich so, dass man sich vor der hochzeit nicht besonders gut kennt. schon gar nicht zusammen lebt und probiert, ob es passt. man heiratet und muss sich dann zusammenraufen. warum dein mann zum thema moslem und algerier so "verstockt" ist, kann ich auch nicht sagen. vielleicht ist er einfach der stille typ der nicht so gern emotionen zeigt. die sache mit seinen eltern: vielleicht waren die einfach nur unsicher. und es ist für die bestimmt auch nicht so einfach, da ihr ja nicht verheiratet seid. vielleicht kaufts du dir mal ein buch über den islam und fragst ihn dann ein bisschen aus, ob das bei seiner familie auch so ist. denn religion und tradition sind nicht immer das gleiche. so, mehr fällt mir erstmal nicht ein. bis morgen dann.
Hi pocoyo ! rede mit Deinem Mann ! Immer und immer wieder ! Bis Du die Antworten auf Deine Fragen erhälst ! Nur er kann sie beantworten. Kein Forum und kein unbeteiligter Mensch kann Dir ein besseres Verständnis vermitteln. Es gibt keine bedeutend typisch algerische oder islamische männiche Verhaltensweise. Also ist u.a sein distanziertes Verhalten foglich auch nicht auf den Islam zurück zuführen. Sicherlich ist es nicht immer falsch kulturelle Zusammmenhänge zu suchen. Doch gibt es kein Rezepte für: "Die goldenen Regeln für eine perfekte deutsch-algerische Ehe" oder "Das Geheimnis einer islamischen Ehe" oder "Der Schlüssel für eine hamonische Ehe mit einem Algerier".
Danke Grit u. Feriel für eure mails ! NatÜrlich ist jede Beziehung anders - es sind ja auch immer 2 einzigartige Personen, die es betrifft. Aber trotzdem denke ich , dass es gewisse Verhaltensmuster gibt. Sei es durch Vermittlung kultureller Werte, Religion oder sonstiges. Das kann man wohl nicht abstreiten. Und wenn in Algerien bis heute noch Ehen NICHT AUS LIEBE und ZUNEIGUNG geschlossen werden , lässt das doch erkennen, dass die Ehe dort einen ganz anderen Stellenwert hat, oder? Ich weiss z.Bsp. aus der Familie meines Partners, dass die Tante Soundso eine Tochter hat, und ein Cousin Soundso ist alleine. Also haben die Familien sich gedacht, dass die beiden heiraten sollten, damit sie NICHT ALLEINE SIND . Und wie ich vorher schon geschrieben habe, ist mein Partner auch schon 50 und hat zu seiner Zeit des "Erwachsenwerdens" eben diese Muster kennengelernt. Und ich vermute, dass bei ihm die Wurzeln eben so angelegt sind; er aber jetzt schon lange in Europa ist, sich anpassen möchte und dabei evtl. Schwierigkeiten hat, weil sich vielleicht manches Widerspricht. Hat jemand Erfahrung damit?? Viele Grüsse und schönen Freitag
herzlich willkommen bei uns ! Zuerst, was deine Frage betrifft, möchte ich das, was Wahrania und Feriel geschrieben haben, deutlich unterstreichen. Ob z. B. Nähe und Berührungen in der Partnerschaft mit kulturellen oder gar religiösen "Richtlinien" ? würde ich als Algerier stark bezweifeln. Es sei denn, es geht um die Sachen, die bereits Wahrania erwähnt hat und die dir auch anscheinend bekannt sind. Dass dir dein Partner seine Sorgen dir nicht mitteilen möchte, würde ich auch aus der "Schublade" Algerien oder Religion ausschliessen. Die Gründe sind (aus meiner Sicht) woanders zu suchen. Was mich ein bisschen neugierig macht, ist die Tatsache, dass dein Partner, sich damit "schwer tun Algerier und Moslem" zu sein. Vielleicht erlebt er die jetzigen blendenden "Scheinwerfer" der Medien und Politik auf die islamische Welt und ihre Auswirkungen in der Öffentlichkeit als sehr belastend. Die andere Variante ist, dass er heftige Enttäuschung(en) in Algerien erlebt hat und sucht nun eine neue "Heimat", wo er nicht mehr braucht seine Erlebnisse zu verarbeiten. So etwas kann aus meiner Sicht auf Dauer nicht funktionieren. Mir ist es bewusst, dass ich mich auf einer spekulativen Ebene bewege, aber jeder schreibt nach seinen Erfahrungen und Erfahrungen, die er von Anderen kennt. Ich erinnere mich an eine Geschichte : Ich kenne zum Beispiel einen Algerier, dessen Mutter deutsche ist. Er verhielt sich bis zur einer heftigen Liebesenttäuschung mit seiner deutschen Partnerin, wie ein Einheimischer in Deutschland. Danach konnte er aus meiner Sicht seine Enttäuschung nicht verarbeiten. Er heiratete daraufhin eine Algerierin, die er kaum kannte, holte er sie nach Deutschland und lebt mit ihr nach strengen religiösen "Maßstäben". Er behauptet, er habe die Religion entdeckt. Für mich ist es eine weitere Form der Instrumentalisierung der Religion, um einen Charakterzug bzw. einen fehlenden Charakterzug zu "Ersetzen". Seine konstante Verbitterung und plötzliche Ablehnung von allem westlichen, spricht aus meiner Sicht nicht für die "Entdeckung" einer Religion sondern für ihre Instrumentalisierung. Für mich ist ein religiöser Mensch ausgeglichen. Eine Eigenschaft, die bei diesem algerischen Bekannten fehlt. Ich weiss nicht, ob du mit dieser Geschichte etwas anfangen kannst ? Sie beschreibt einen Weg unter anderem.