wie sehen die Algerier und die Deustchen die "Freundschaft" zwischen ihnen? Wie urteilen sie sich Deutsche und Algerier? Wie wird die "Freundschaft" von beiden Seiten wahrgenommen? Kann man von einer Freundschaft reden? Eure Erfahrungen sind gefragt!
du stellst ja Fragen ?! Ich weiss ja nicht, ob ich zwischen einer deutschen und algerischen Freudschaft unterscheiden kann ! ich kann nur meine Erfahrungen mit "Freundschaft" versuchen zu beschreiben. Ich glaube grundsätzlich, dass die meisten Freundschaften in der Jugendzeit entstehen. In einer Zeit, bevor die Menschen durch ihre Erlebnisse und eine wachsende Verantwortung und Integration in einem System, über sich eine "dicke Haut" haben wachsen lassen. In einer Zeit, wo man nicht alles so ernst nimmt. Ein Freund (bzw. Freundin) ist u.a. jemand, den ich mitten in der Nacht aufwecken kann, bei dem ich ohne zu fragen, den Kühlschrank aufmachen kann und dem ich sagen kann, er habe ein (Entschuldigung für das Wort) ein beschiessenes Gesicht an einem bestimmten Tag. Ob es sich nur auf Algerier beschränken würde, weiss ich nicht ? Etwas ist aber aus meiner Sicht in der Tendenz anders. Die Freundschaft hört oft in Deutschland da auf, wo das Gesetz bzw. gesetzliche Vorschriften eingreifen. In Algerien dagegen wird Gesetz, oft nach "Stimmung" respektiert, oder auch nicht. Es gab viele Beispiele, die bereits angesprochen worden sind, Respekt der Verkehrsordnung, Vitamin B, bzw. Korruption usw., die bisher in einem anderen Kontext waren. Es mag verwirrend nun erscheinen, was ich schreibe, aber für mich ist alles verbunden.
bin seit 17 Jahren in Deutschland, habe aber kaum deutsche Freunde! Ich hab' den Eindruck, sie halten Abstand von Ausländern im Allgemeinen. Ausländer bleiben dann unter sich. Mein einziger Freund ist ein deutscher Muslim, den ich seit etwas 20 Jahren kenne. Ich habe auch den Eindruck, dass die Freundschaft bei den Deutschen nicht den gleichen Wert wie bei uns hat. Die Leute sind hier "kühler" irgendwie. Es liegt bestimmt auch am Klima. Es fehlt ihnen einfach an menschliche "Wärme"
es gibt sogar unterschiede zwischen den deutschen. ich komme ursprünglich aus ostdeutschland. ich habe nur freundinnen von früher, oder freundinnen die ausländerinnen sind. die "wessis" sind irgendwie anders. ich konnt bis jetzt zu niemandem eine dauerhafte freundschaft aufbauen. früher oder später gab es immer dinge, die wichtiger waren. mal sehen, ich habe jetzt durch unser altes forum 2 nette mädels kennen gelernt. ich hoffe, das entpuppt sich diesmal als was wahres. lass den dingen mal ihren lauf. uups - eine wessi freundin habe ich doch, schon seit neun jahren.
Welchen Wert hat aber Freundschaft, wenn wie in Algerien, jeder Dein Chouya oder Deine Uchti ist? Es stimmt, dass Deutsche eher zurückhaltend sind, was Freundschaften betrifft, aber viele, die ich kenne, haben zumindest seit Jahren 1 oder 2 gute Freundinnen oder Freunde und eine Zahl an Bekannten. Das reicht doch?
Zitat von MahaWelchen Wert hat aber Freundschaft, wenn wie in Algerien, jeder Dein Chouya oder Deine Uchti ist? Es stimmt, dass Deutsche eher zurückhaltend sind, was Freundschaften betrifft, aber viele, die ich kenne, haben zumindest seit Jahren 1 oder 2 gute Freundinnen oder Freunde und eine Zahl an Bekannten. Das reicht doch?
Freunde braucht man, wenn man in Schwierigkeiten gerät. Die Frage, die sich stellt, wie weit kann sich ein deutscher Freund engagieren? Kann er genau so wie ein algerischer Freund sein? Welche Opfer ist er bereit, zu bringen? Kann er das überhaupt? Es geht nicht um die Zahl der Freunde. Du kannst viele sozusagen Freunde haben, sobald Du sie brauchst, findest Du niemanden oder wenige, um Dir beizustehen.
Genau deswegen finde ich es ehrlicher zu sagen, man hat ein oder zwei echte Freunde, auf die man scih verlassen kann, als zig Chouyas und Uchtis. Und mal ehrlich: auf wenn kann man sich in Algerien überhaupt verlassen? Doch eigentlich nur auf die Familie.
ich kann nur von meinen Erfahrungen sprechen, ich finde es aber schade, dass es nicht zu Freundschaften zwischen dir und Deutschen gekommen ist. Wie ich darauf angespielt habe, meine deutsche Freunde habe ich in der Studienzeit kennengelernt. Einige von ihnen habe ich nach Algerien damals in den Semesterferien mitgenommen. Das heisst, sie kennen nicht nur mich sondern auch das Land, woher ich komme. Damit konnten sie einiges, auch in meinem Verhalten, besser nachvollziehen. Ich denke, ich habe Deutsche kennengelernt, die sozial, neugierig und weltoffen waren. Dies hängt vielleicht auch mit den Fächern ab, die wir damals studierten. Nein, wir sind hier in eine individualisierte Gesellschaft, Freundschaften haben sicherlich nicht denselben Stellenwert wie in Algerien, ausser möglicherweise in der Jugendzeit, wo man noch für viele Gefühle offener ist. In Deutschland handelt man grundsätzlich pragmatisch, wozu brauche ich etwas ? Die Hilfe oder Austausch, die man bekommen sollte, stammt eher von Institutionen und nicht von einzelnen "Freunden". Damit meine ich natürlich nicht alle Deutsche sondern die Tendenz hier. In Algerien bestimmen und "dominieren" die menschlichen Verhältnisse nicht nur das private sondern auch das berufliche Leben. Freundschaft ist auch ein Bestandteil dieses Systems.
Zitat von BavaroisSalam Kabyle, bin seit 17 Jahren in Deutschland, habe aber kaum deutsche Freunde! Ich hab' den Eindruck, sie halten Abstand von Ausländern im Allgemeinen. Ausländer bleiben dann unter sich. Mein einziger Freund ist ein deutscher Muslim, den ich seit etwas 20 Jahren kenne. Ich habe auch den Eindruck, dass die Freundschaft bei den Deutschen nicht den gleichen Wert wie bei uns hat. Die Leute sind hier "kühler" irgendwie. Es liegt bestimmt auch am Klima. Es fehlt ihnen einfach an menschliche "Wärme" Warte auf andere Beiträge Was-salam
Dem stimme ich zwar im Großen und Ganzen zu und trotzdem würde mich mal interessieren, warum es so schwer ist arabische Freunde zu finden? Wir waren eine kleine Gruppe von Leuten, die sich für die lange nach arabischen Freunden suchten und trotzdem hatten wir eher den Eindruck, dass es hier entweder keine gibt und diejenigen die wir trafen lieber unter sich blieben.
ich erlaube mir, zu versuchen, "anstelle von Bavarois" zu antworten. Dass die Tendenz Gastfreundschaft in Algerien existiert, unterstelle ich Mal als ein Fakt. Nun vermute ich, dass viele Algerier bzw. Algerierinnen, wahrscheinlich auch Araber, erwarten bewusst oder unbewusst das Gleiche, wie das, was sie in ihren Ländern mit Fremden gemacht hätten. Auf einen Fremden geht man zu und versucht ihm willkommen zu heissen. Er soll sich nicht allein fühlen, soweit von seiner Heimat. Dabei meine ich natürlich nicht die Belästigungen, die manche Europäerin in Algerien erlebt hat. Das heisst, es könnte sein, dass manche Algerier nach ähnlichen "Maßstäben" wie in der Heimat die Deutschen beurteilen, was ihre Isolierung hier verstärken könnte. Das ist nur eine Hypothese.
genau das ist der Punkt... in Algerien habe ich gelernt, dass mich Nachbarn, aber auch wildfremde Frauen ansprachen, mich fragten wie es mir geht, woher ich komme und und und und.... Ähnliche Verhaltensweisen, nur etwas zurückhaltender habe ich im Nahen Osten kennengelernt.
Seither versuche ich das auch in Deutschland zu praktizieren, leider mit mäßigem Erfolg.
ich vermute, manche Algerier bzw. Araber, die inzwischen länger hier leben inzwischen misstrauisch geworden sind, wenn sie plötzlich etwas sehen, was sie über Jahre vermisst haben. Das gehört nicht zur erfahrenen "Normalität" ihres Gastgeberlandes. Ich finde es aber schön, das du das immer wieder versuchst.
Bavarois ! Das Thema, was du da angesprochen hast, ist sehr interessant. Ich möchte es in einer erweiterten Form behandeln. Kurz vor meinem Studium in Deutschland hatte ich ein Stipendium vom Goethe-Institut in München erhalten. Ich durfte mich ca. fünt Monaten in dieser Stadt, wo du nun bist, aufhalten. Da sind einige Freundschaften entstanden.
Dieser Aufenthalt in München entwickelte sich zu einer „Weltreise“, wo alle Kontinente Vertreten waren. Auf deutsch beschrieben wir uns die Gesellschaften aus denen, wir stammten, ein hoch bereicherndes Erlebnis, wo Grenzen fielen, wie in einer friedlichen Revolution. Die Welt wurde für einige Monate ein multikulturelles Dorf. Ich konnte mich nicht erinnern, dass ich in einer so kurzen Zeit soviel erfahren hatte, wie in dieser Runde. Paradoxerweise waren die großen Abwesenden in dieser Weltreise (vor dem Studium) die Deutschen. Denn sie gehörten mehr zum Dekor. Unsere Sprachlehrerin konnte nicht überall sein. Wir mussten uns, im Austausch mit den Einheimischen, auf das lebenspraktische Bereich beschränken.
Nach der Rückkehr in meine Heimat bin ich zum besten „Kunden“ des Postamtes geworden. Der Briefträger hielt mich wahrscheinlich für einen Guru, der eine internationale Kundschaft besaß. Nach einigen Monaten entwickelte ich mich zu einem Reiseführer für meine FreudenInnen, vor allem aus Nordeuropa, Asien und Nordamerika und auch Afrika. Die Südamerikaner konnten sich leider, aus Kostengründen, eine solche Reise nach Nordafrika nicht leisten. Ich entdeckte bei dieser Gelegenheit das Land, wo ich lebte und gab später die Gelegenheit einiger meiner Gäste ihr Land zu entdecken. Im Nachhinein blicke ich auf dieser Phase meines Lebens als eine der Reichsten. Ich denke im Nachhinein, wenn jeder Mensch sich bemühen würde, einen einzigen Freund oder Freundin aus dem Ausland zu haben, würde diese Welt viel friedlicher aussehen. Denn nur "unter sich zu bleiben", kann viele Formen von Radikälität, Einseitigkeit, Borniertheit, Scheuklappensicht begünstigen. Vorurteile erreichen leichter die "abgeschotteten Kreisen".
vielen Dank für Deinen interessanten Bericht. Er hat mich in gewisse Weise an meine Erlebnisse erinnert. Seit meinem 10 Lebensjahr (und das ist schon lange her) pflege ich Brieffreundschaften. Einige hatten die Gelegenheit mich zu besuchen und ich hatte meinerseits die Gelegenheit einige in ihren Heimatländern zu besuchen. Es war jedes Mal ein ganz besonderes Erlebnis. So kam es auch, dass ich bisher nur einen einzigen Uraub in einem Hotel verbrachte.
Du schreibst über Deine Erfahrungen am Goethe-Institut und die Abwesenheit der Deutschen! Vielleicht liegt das gar nicht mal so unbedingt an den Deutschen sondern an der Art der Institution selbst? Ich habe mich schon vier Mal in Damaskus aufgehalten, um dort Arabisch zu lernen und kann nur sagen, dass es nicht viel anders war. Wir hatten Kontakt zu Menschen aus allen möglichen Ländern. Araber waren allenfalls unsere Lehrer. Oder wie Du schon sagst, man musste sich auf lebenspraktische Bereiche beschränken. Irgendwann reicht das aber nicht mehr, denn das führt lediglich zu immer sich wiederholenden Gesprächsinhalten. Als ich dann das zweite Mal dort war, bin ich allein losgezogen und habe versucht Kontakte zu Einheimischen zu knüpfen.