09. September 2007 Nach den jüngsten Selbstmordanschlägen in Algerien haben Tausende Menschen gegen die radikal-islamische Al Qaida protestiert. Zugleich bekundeten sie am Sonntag ihre Unterstützung für die Regierung von Präsident Abdelaziz Bouteflika. Beim zweiten Selbstmordanschlag innerhalb von 48 Stunden waren am Vortag mindestens 37 Menschen getötet worden. Zu beiden Attentaten bekannte sich der nordafrikanische Ableger der Al Qaida. Ziel des ersten Anschlags, bei dem am Donnerstag 20 Menschen umkamen, sei Bouteflika gewesen, hieß es in der Botschaft der „Al Qaida im Islamischen Maghreb“.
„Terroristen sind keine Muslime“ und „Das algerische Volk ist gegen den Terrorismus und für Präsident Abdelaziz Bouteflika“, riefen die Demonstranten, unter denen viele Frauen waren. Flici Salimi von der Vereinigung der Terror-Opfer forderte, den Kampf gegen den Terrorismus bis zu dessen Auslöschung zu führen. Die von der größten Gewerkschaft organisierte Protestaktion fand in einer Halle im Zentrum von Algier statt, da in Algerien Demonstrationen unter freiem Himmel verboten sind.
Attentäter kurz vor Anschlag entdeckt
Der Anschlag am Samstag richtete sich gegen eine Kaserne der Küstenwache in der Hafenstadt Dellys, rund 100 Kilometer östlich von Algier. Das Innenministerium sprach von zwei Selbstmordattentätern. 47 Menschen seien verletzt worden.
Al Qaida erklärte, für den Anschlag sei ein mit 800 Kilogramm Sprengstoff beladener Lastwagen verwendet worden. Die aus Holz gebauten Kasernengebäude wurden bei dem Anschlag zerstört, Bewohner berichteten, auch angrenzende Häuser seien beschädigt worden. Weniger als 48 Stunden zuvor hatte sich in der Stadt Batna, rund 430 Kilometer südöstlich von Algier, ein Mann in die Luft gesprengt. Der Attentäter stand inmitten einer Menschenmenge, die auf den Präsidenten wartete. Der Mann habe seine Bombe vorzeitig zünden müssen, nachdem er kurz vor dem Eintreffen Bouteflikas entdeckt worden sei, erklärte die Al Qaida am Samstag.
Seit 1992 bis zu 200.000 Opfer
In Algerien kommt es seit 1992 zu Auseinandersetzungen, nachdem die Regierung den Wahlsieg einer islamistischen Partei annulliert hatte. Schätzungen zufolge wurden seitdem bis zu 200.000 Menschen getötet. Im Kampf gegen bewaffnete islamistische Gruppen haben die nordafrikanischen Länder ihre Zusammenarbeit mittlerweile verstärkt. Im Juli forderte die Nummer zwei der Al Qaida, der ägyptische Geistliche Ajman al-Sawahri, den Sturz der „korrupten“ Regierungen der Region.