Madrid. DPA/baz. Algerien hat ein Abkommen mit den spanischen Energiekonzernen Repsol YPF und Gas Natural über ein Milliardenprojekt zur Erdgasgewinnung aufgekündigt. Wie die beiden spanischen Unternehmen mitteilten, will der algerische Staatskonzern Sonatrach das Projekt nun im Alleingang verwirklichen. Das auf eine Zeit von 30 Jahren angelegte Vorhaben umfasste die Erdgasgewinnung im Osten Algeriens, den Bau einer Leitung zum Mittelmeer, die Errichtung einer Verflüssigungsanlage und den Verkauf von Erdgas.
Das finanzielle Volumen wird nach spanischen Presseberichten vom Dienstag auf 1,6 bis 5,2 Milliarden Euro beziffert. Repsol YPF und Gas Natural hatten sich die Beteiligung 2004 in einer öffentlichen Ausschreibung gesichert. Sie warfen dem Staatskonzern Sonatrach eine "illegale Aneignung" vor. Beide Unternehmen hatten bereits dreistellige Millionensummen in das Vorhaben investiert. Sie kündigten Schadensersatzansprüche und die Anrufung einer internationalen Schiedskommission an.
Die algerische Seite hatte mehrfach darüber geklagt, dass das Vorhaben hinter dem Zeitplan zurückgeblieben sei, und die Spanier dafür verantwortlich gemacht. Demgegenüber sehen die Spanier hinter der algerischen Entscheidung vor allem politische Motive. Algerien sei schon seit Monaten bestrebt gewesen, die spanischen Konzerne aus dem Vorhaben herauszudrängen, schreibt die Zeitung "El País".
Zudem spielten die Differenzen zwischen Algier und Madrid im Konflikt um die Westsahara eine Rolle. Algerien unterstützt in der spanischen Ex-Kolonie die Bewegung Polisario, die in der Westsahara einen unabhängigen Staat gründen will. Dagegen hat Spanien in letzter Zeit sich mehr Marokko angenähert, das das Wüstengebiet nach dem Abzug der Spanier annektiert hatte.