Hilferuf aus der Banlieuevon Christoph Sydow / Foto: dpa-PA
Arbeitslosigkeit, Wohnungsknappheit, mangelnde Versorgung mit Strom, Gas und Wasser – diese Probleme kennzeichnen das Leben vieler Algerier, die in Armenvierteln in und um Algier wohnen. Die Wut über diese Umstände bricht sich nun immer öfter Bann. In der vergangenen Woche lieferten sich hunderte Bewohner der Siedlung Diar el-Chams Straßenschlachten mit der Polizei.
Auslöser der Unruhen war die Weigerung der Lokalverwaltung die Beschwerden der Anwohner über die unzumutbaren Lebensbedingungen in dem Viertel der Hauptstadt Algier entgegenzunehmen. Durchschnittlich zwölf Menschen müssen sich hier eine Wohnung teilen, es fehlt an Gebetsräumen, die Wasserleitungen sind leck und die Stromleitungen nicht isoliert. Als die Petition der Bürger abgewiesen wurde, sollen sich etwa hundert Protestler spontan in den Straßen von Diar el-Chams versammelt haben. In der Folge kam es dann zu Auseinandersetzungen zwischen den Anwohnern und etwa 400 Sicherheitskräfte. Mehrere Polizisten wurden durch Steinwürfe und Molotovcocktails verletzt.
»Wir hassen falsche Versprechungen!«
Der Mangel an Wohnraum ist eines der drängendsten Probleme Algeriens. In den letzten 40 Jahren hat sich die Bevölkerungszahl des Landes verdreifacht. Besonders für junge Paare ist es nahezu unmöglich, eine eigene Wohnung zu bekommen. Zwar hat Präsident Abdelaziz Bouteflika versprochen, sechs Millionen neue Wohnungen errichten zu lassen, allerdings hängt die Realisierung dieses Vorhabens weit hinter den Planungen zurück. Entsprechend desillusioniert sind viele Algerier. Während der jüngsten Proteste in Diar el-Chams riefen hunderte Anwohner: »Wir hassen falsche Versprechungen!«
Jugendgewalt in Algerien ist kein neues Phänomen. In den letzten Jahren kam es in dem nordafrikanischen Land immer wieder zu Gewaltausbrüchen gegen Polizisten oder staatliche Einrichtungen. Allerdings beschränkten sich diese Krawalle bislang entweder auf das Umfeld von Fußballspielen oder die Unruhen ereigneten sich in Kleinstädten fern der Hauptstadt, die sich von der Zentralregierung in Algier vernachlässigt fühlten. Schwere Unruhen in Straßenzügen, die sich nur wenige Ecken vom Banken- und Geschäftsviertel Algiers befinden, waren bis zur letzten Woche unbekannt.
Die ungezügelte Urbanisierung und das hohe Bevölkerungswachstum forcieren die sozialen Probleme Algeriens. Obwohl der Staat als viertgrößter Erdgasexporteur der Welt Jahr für Jahr Milliardenbeiträge einnimmt, kommt nur wenig davon in der algerischen Unterschicht an. Ein Großteil des Geldes, das für Wohnungsbau und Infrastrukturprojekte ausgegeben wird, versickert in der ineffizienten Bürokratie oder landet in den Taschen des Militärs, das noch immer die Fäden in der algerischen Innenpolitik zieht.
Die Regierung um den greisen Präsidenten Bouteflika ist vom Alter und der Mentalität Lichtjahre von der Lebenswirklichkeit der jungen Leute in Diar el-Chams und anderswo entfernt. Analysten sehen in den jüngsten Protesten einen Hilferuf der jungen Generation. Ob Bouteflika diesen Ruf in seinem Präsidentenpalast in al-Mouradia gehört hat, bleibt abzuwarten.
ist nicht anzunehmen, dass da irgendwas "erhört" wird. schon gleich gar nicht wird sich etwas ändern - warum auch. und wenn das volk die klappe wieder zu weit aufmacht, dann wird halt wieder zu den waffen gegriffen. sollte meinen flug für nächstes jahr vielleicht doch noch nicht buchen?
LG
Grit
Was immer passiert, tue immer so, als wäre es genau deine Absicht gewesen. Paul Dickson
Buchst Du so lange im Voraus? Würde jetzt aber nicht so weit gehen wollen und die Planungen verwerfen. Ich nehme an, dass Ihr nach Oran wollt! Bis jetzt ist Oran immer relativ gut weggekommen im Gegensatz zu Algier. Hengt sicherlich auch mit der Mentalität der Menschen dort.Mal sehen, wie sich alles entwickelt!
ich hoffte ja noch einen günstigen flug ab köln zu bekommen. deshalb diesmal so früh. nach oran direkt gibt es ja von dtl. aus nichts. und in algier gibt es ja auch freunde und familie. woran es liegt, dass es immer mehr in algier und umgebung kracht? ich weiß es nicht. vielleicht, weil algier einfach "traditionell" das krawallzentrum ist?
LG
waharania
Was immer passiert, tue immer so, als wäre es genau deine Absicht gewesen. Paul Dickson
In Algier ist es immer sehr wichtig, in welchem Viertel man wohnt.In Hydra, El Biar usw. merkt man in der Regel wenig.
Hallo 1ka,
Die Menschen in Oran genießen einen gewissen Ruf! Ob die Menschen aus Oran besonders passiv sind, wage ich zu bezweifeln.Da müssten sich mal die Leute aus Oran zu Wort melden! Oder meinst Du nur die Kabylen sind die echten Rebellen?
Dass es regienale Unterschiede gibt, ist ja wohl normal.Das ist überall so. So sind die Menschen zB in Nordhessen eher verschlossen und distanziert. Deshalb hat es Waharania womöglich vorgezogen in das freundlich-offene Rheinland zu ziehen!?
ja, meinst Du wirklich? Also schlimmer als hier,kann ich mir das nicht vorstellen! Ich bemerke das besonders, wenn ich vom Urlaub zurückkomme, wie verschlossen und auch relativ unhöflich die Leute so sind.Wenn ma hier ist, gewöhnt man sich dann wieder an die Umgebung, aber hoffentlich nicht zu sehr!
Hallo 1ka,
bei Dir weiß man nie so recht, wo man dran ist. Ich denke, dass ist auch so beabsichtigt!
ich finde nicht, dass die leute hier anders sind als hessen (oder andere wessis). ich muss es leider so sagen. im osten sind die leute NOCH anders. wie lange noch? vielleicht macht es auf den rest dtl. den eindruck, die rheinländer seien offener, weil sie das bild von karneval feiernden vor sich haben. aber das sind auch wieder verschiedene paar schuhe. das eine ist das normale leben und das andere eben karnevel. da gibt es dann wieder die, die da mit leib und seele dabei sind. echtes brauchtum eben. und andere wieder nur eine gelegenheit sehen, sich zu besaufen und fremd zu knutschen.
das ist aber jetzt alles vollkommen ot.
LG
waharania
Was immer passiert, tue immer so, als wäre es genau deine Absicht gewesen. Paul Dickson
Du übst Dich also in Zurückhaltung. Ist mir nicht so aufgefallen.Hab ich etwas verpasst, Du bist kritisiert worden?? Eher wohl im anderen Forum!
Hallo Waharania,
Du meinst also, dass sich Wessis grundsätzlich negativ von den sog. Ossis unterscheiden. Ich denke, dass ist doch sehr pauschalisiert. Inwieweit sind die Menschen im Osten noch "anders"? Also,das Bild des Karnevalfeiernden hatte ich jetzt nicht vor Augen. Inzwischen wohnen in Düsseldorf und Umgebung ehemalige Kollegen und meine Schwägerin, die sich, auch wegen der Menschen, dort wohler fühlen als hier.