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DarkEyes Offline



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28.05.2008 01:00
Christen in prekärer Lage - Algeriens Erzbischof geht Antworten

Dienstag, 27. Mai 2008

Christen in prekärer Lage - Algeriens Erzbischof geht

Vor vier Jahren hatte er sein Rücktrittsgesuch beim Papst eingereicht, nun ist es soweit. Erzbischof Henri Teissier ( 78 ) von Algier hat nach zwei Jahrzehnten an der Spitze der katholischen Kirche in Algerien sein Amt abgegeben. Sein Abschied fällt mit einer massiven Zunahme christlich-muslimischer Spannungen in der ehemals französischen Kolonie zusammen. Anlass dafür sind nicht die Aktivitäten der wenigen Tausend Katholiken im Land, sondern eine Bewegung protestantischer Freikirchen, die unter algerischen Muslimen missionieren. Die Regierung habe die "Jagd auf Konvertiten" eröffnet, schreiben die algerischen Zeitungen. Am Dienstag sollte eine 37-Jährige Konvertitin verurteilt werden, die mit einer Tasche voller Bibeln erwischt worden war.

Als der in Lyon geborene Teissier 1955 in Algier zum Priester geweiht wurde, gehörte Algerien noch zu Frankreich. Teissier setzte sich für die Unabhängigkeit Algeriens ein und nahm 1966 die algerische Nationalität an. Seine Solidarität mit der Wahlheimat blieb ungebrochen. Auch als Algerien in den 90er Jahren von islamistischem Terror beherrscht wurde, verzichtete Teissier auf eine Rückkehr nach Frankreich. Neunzehn Priester und Ordensleute wurden innerhalb von zwei Jahren ermordet, unter ihnen auch der Bischof von Oran.

Gegenseitiger Respekt bröckelt

Nach dem Ende des Algerien-Kriegs baute Teissier zu der algerischen Regierung ein vertrauensvolles Verhältnis auf, das den Katholiken relative Freiheit sicherte. Auch zu muslimischen Geistlichen hatte Teissier, der unter anderem Philosophie und Arabisch studiert hat, gute Kontakte. "Teissier ist loyal und nicht hochmütig", heißt es in einer Würdigung der Zeitung "El Watan". "Er gehört zu den großen Persönlichkeiten des Landes, die den anderen respektieren."

In den vergangenen Monaten ist es in Algerien immer wieder zu antichristlichen Vorfällen gekommen. Ein französischer Priester war zu zwei Monaten Haft verurteilt worden, weil er mit katholischen illegalen Einwanderern aus Kamerun an einem Ort gebetet hatte, der nicht als religiöse Stätte zugelassen war. Ein protestantischer Geistlicher aus den USA, der seit 45 Jahren in Algerien lebte, war im März ausgewiesen worden. Religionsminister Abdellah Ghullamallah betonte kürzlich erst, dass Konvertiten eine Bedrohung der Staatssicherheit bedeuteten. Die algerische Verfassung schreibt den Islam als Staatsreligion fest, garantiert Nicht-Muslimen aber auch Religionsfreiheit.

"Die Regierungskampagne gegen die Evangelisierung war für uns sehr schmerzhaft", bekannte Teissier. "Wir haben seit der Unabhängigkeit in Freundschaft mit den Algeriern gelebt, und plötzlich wirft man uns etwas vor, für das wir gar nicht verantwortlich sind", fügte er hinzu. "Wir stehen nicht hinter den Missionierungsversuchen, und sie entsprechen auch nicht unserer Auffassung von christlich-muslimischen Beziehungen", betonte Teissier.

Muslimisch-christlicher Neubeginn

Mittlerweile hat sich auch die französische Regierung besorgt über das Vorgehen der Regierung gegen die Christen in Algerien geäußert. "Die Christen machen gerade mal ein Prozent der Bevölkerung aus, es gibt 32 Kirchen, aber 32.000 Moscheen - da kann man wohl kaum davon sprechen, dass die Christen eine religiöse Bedrohung für den Islam darstellen", sagte die Staatssekretärin für Menschenrechts Rama Yade.

Unter diesen Umständen scheint es sinnvoll, dass der Papst einen ausgewiesenen Experten für muslimisch-christliche Beziehungen zum Nachfolger für Teissier ernannt hat. Der gebürtige Jordanier Abdallah Bader (57) war mehrere Jahre Berater des päpstlichen Rats für den interreligiösen Dialog. Der algerischen Regierung dürfte es außerdem gefallen, dass der neue Erzbischof nicht aus Frankreich kommt, zu dem Algerien auch 46 Jahre nach der Unabhängigkeit immer noch ein schwieriges Verhältnis hat.

Von Ulrike Koltermann, dpa


Quelle: n-tv.de http://www.n-tv.de/970211.html

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