Muslime stehen im Ruf, weder besonders humorvoll zu sein, noch besonders souverän mit Kritik umgehen zu können. Im vergangenen Sommer schrieb die vom Zentralrat der Muslime herausgegebene Webzeitung islam.de einen Wettbewerb aus, dem es an Souveränität und - auch wenn der Wettbewerb ernst gemeint ist - an Humor nicht mangelte. "Zeig' mir den Propheten!" rief islam.de alle in Deutschland lebende Muslime auf, ihrem Glauben in Form von Literatur, Musik und Malerei Ausdruck zu verleihen. Der Wettbewerb war eine ausgesprochen charmante Reaktion auf den Karikaturenstreit, der 2006 weltweit zu gewalttätigen Protesten von Muslimen geführt hatte und dessen Neuauflage jetzt nach einer Mohammed-Karikatur in einer schwedischen Zeitung droht.
Wie, so fragten die Initiatoren des Wettbewerbs, können wir selbst den Propheten zeigen? Türkische Mütter schrieben Briefe, ein Kalligraf sandte eine Videoarbeit über das Schreiben einer Kalligrafie mit dem Namen des Propheten. Vor zwei Tagen wurden die Preisträger bekannt gegeben, am Sonntag wird mit einer großen Abschlussgala in Darmstadt gefeiert. Eine 26-jährige Medizinstudentin gewann den dritten Preis mit einem Text, der die Einschüchterung und Gewalt beklagt, unter denen muslimische Frauen im Namen des Propheten zu leiden haben. Der erste Preis ging an Abu Bakr Heyn, der in hartem Rap eine Traumbegegnung mit dem Propheten in Medina besingt. Überhaupt, so wunderte sich die Jury - der auch die ehemalige Popsängerin Hülya Kandemir angehört, die den Bestseller "Himmelstochter" schrieb - waren die klassischen islamischen Künste eher wenig vertreten. Stattdessen wurde Islam-Rap aus ganz Deutschland eingesandt. Für Abu Bakr Heyn könnte seine preisgekrönte Rap-Phantasie bald in Erfüllung gehen: Er hat eine Fünf-Sterne-Pilgerfahrt nach Mekka und Medina gewonnen.