Seid gegrüßt in diesem Forum ! :) Nachdem ich es schon in einigen anderen Foren versucht habe, möchte ich auch hier meine Bitte kundtun. In den Jahren 1979-1981 habe ich in Algerien gearbeitet. Im Jahr 1979 war ich als Lehrausbilder für Schmieden und Schweissen auf der Ferme ecole de Bouira tätig. In den Jahren 1980-1981 habe ich dann in der Ecole technique de Tadmait gearbeitet. Sollte jemand hier im Forum irgend etwas über diese beiden Schulen wissen laßt mich daran teilhaben. Ich habe mir fest vorgenommen vor meinem "Eintritt in die ewigen Jagdgründe" werde ich noch einmal dieses herrliche Land besuchen. Also wie gesagt wer irgend etwas weiß, bitte melden.
Nach dem Ende des algerischen Befreiungskampfes gegen die französische Kolonialmacht, gab es in Algerien viele Waisen. Also Kinder deren Eltern im Kampf gegen Frankreich ermordet, gefallen oder anderswie gestorben sind. In der damaligen DDR beschloß man, diesen Kindern zu helfen. Jetzt kommen die "Brigaden der Freundschaft" ins Spiel. Die Mitglieder dieser Brigaden waren hauptsächlich in den sogenannten Entwicklungsländern tätig. Heute würde man sagen wir waren Entwicklungshelfer. Unsere Hilfe bestand vor allem in der Ausbildung von Fachkräften, welche Algerien dringend brauchte. So wurden in Bouira hauptsächlich landwirtschaftliche Berufe ausgebildet wie Viehzüchter, Traktoren Schlosser usw.. In Tadmait bildeten wir Tischler, Zimmerleute, Zerspaner (Dreher, Fräser u. dgl.) Kfz.-Schlosser Schweisser usw. aus. Wie gesagt unsere Lehrlinge waren vor allem die Kinder gefallener Kämpfer gegen die Kolonialmacht Frankreich. Später dann die Kinder der Ärmsten des Volkes. Man spürte sofort wenn ein Lehrling der Sohn armer Bauern oder Viehzüchter war, oder ob seine Eltern Grossgrundbesitzer oder reiche Händler waren. Die Letztgenannten hatten meist eigentlich keine Lust, etwas zu lernen würden sie doch sowieso in die Geschäfte ihrer reichen Eltern eintreten. Wir bereiteten viele auf ein Studium in Europa vor. So sind einige heute sicherlich in ihren Berufen, sehr erfolgreich.
es ist interessant, was du uns da erzählst. Mir war die Präsenz von DDR-Fachkräften im Lande bekannt. Aber in welchen Rahmen sie gearbeitet haben, war mir leider bisher unbekannt. Ich komme selber aus der Kabylie, ich werde mich gern bei meiner Verwandschaft und Bekannschaft erkundigen, ob jemand mit den von dir erwähnten Einrichtungen etwas zu tun hatte. Ich gehe davon aus, dass du französischsprachig, aufgrund deiner Tätigkeit dort, bist ? Warst du nicht mehr in Algerien seitdem ?
Ja, obwohl lange her spreche ich noch französisch. Denn im Gegensatz zu den Entwicklungshelfern aus der Bundesrepublik Deutschland haben wir unseren Unterricht ohne Dolmetscher durchgeführt und haben mehr oder weniger gut vorher die französische Sprache erlernt. Die Ausbildung an unseren Einrichtungen war begehrt und zählte zu den besten Ausbildungen im Land. Aus welcher Ecke der Kabylei kommst Du ? Tadmait liegt, wie Du vielleicht weißt, in der Kabylei nahe Tizi Ouzou. Wir hatten ein wunderbares Verhältnis zu unseren Lehrlingen. Damals gab es viele Unruhen, gerade in Tizi Ouzou. Ich erinnere mich noch daran, daß die "Gendamerie national" etliche Mal unsere Schule als Unterkunft für die Gendarmen besetzen wollte. Wir stellten uns ihnen aber entgegen und wollten ihnen den Zutritt verwehren. Wo sollte denn der Unterricht stattfinden ? Daraufhin wollten sie uns verhaften was unsere Lehrlinge ihnen aber unmöglich machten. Ja, waren schon spannende Zeiten. Leider bin ich seitdem nie wieder nach Algerien gekommen. Habe nur gehört, daß die Schule in Tadmait noch heute existiert. 1981/82 wurde sie komplett an unseren damaligen Partner die E.N.E.P.E. übergeben.
ich komme aus der Nähe von Tigzirt. Ein von den Bildern oben mit dem Sonnenuntergang am Meer, ist die Perspektive von meinem Dorf auf´s Meer. Mir sind auch die verschiedenen Unruhen in diesem Gebiet bekannt. Dies hat sich beruhigt, auch wenn eine andere Art von Unruhen momentan bestimmte Gebiete (vor allem die schwer erreichbaren, im Djurdjura z.B.) in der Kabylie prägen. Ich denke, die Menschen in diesem Gebiet, wie in anderen Algeriens, sehr gastfreundlich sind, ohne "parteiisch" zu sein. Hast du über Google nichts über diese Schule in Tadmait gefunden ?
Leider habe ich über Google nichts gefunden. Na ja , heißt es eben weitersuchen oder einfach mal hinfliegen. Ich glaube in Tigzirt war ich auch. Wie Du Dir vorstellen kannst, haben wir damals die "Gegend" sprich unser Gastland ausgiebig bereist, sobald es die Zeit zugelassen hat. Meine Frau hat eine für Algerien typische Blutgruppe und wurde oft zum Blutspenden geholt. Die Leute denen sie ihr Blut spendete luden uns dann oft ein, zu sich nach Hause in die Berge. Ich kenne also die dort herrschenden Verhältnisse. Ich glaube daran hat sich auch wenig geändert, obwohl ich hoffe, daß das Leben dort einfacher geworden ist. Rühren die Unruhen heute vielleicht daher. Ich habe nie begriffen warum die Berber bzw. Kabylen eigentlich immer noch unterdrückt sind. Während des Befreiungskampfen stellten die Kabylen den größten Teil der Kämpfer und heute wird ihre Sprache unterdrückt usw.. Ist doch so, oder ?
das mit der sprachlichen Situation in der Kabylie hat sich deutlich entspannt, auch wenn die Rahmenbedingungen sicherlich noch zu verbessern sind. Die Unruhen heute haben grösstenteils gar nichts damit zu tun. Es geht mehr um Gebieten, die schwer erreichbar sind, wo (nach Medieninformationen) "multiethnische fundamentalistische Gruppierungen" Unterschlupf gefunden haben. ich bin mindestens einmal jährlich dort und die jetzigen Probleme dort betreffen meistens das ganze Land. Es geht ja hauptsächlich um Bildung und Jugendarbeitslosigkeit.
Also ähnliche Probleme wie sie die Jugend hier hat. Arbeitslosigkeit nach der Ausbildung (sehe ich bei meinen Söhnen). Ist schon erschreckend wie sich das so gleicht. Das ist natürlich ein guter Nährboden für Nationalismus und Radikalismus.
Es scheint in diesem Forum, wirklich nur Algerier zu geben, die in Deutschland leben. Liest denn hier niemand mit der in der Kabylei lebt ? Keiner der Tadmait oder Bouira kennt ? Bleibt mir wohl nichts anderes übrig, als dorthin zu reisen, und selbst nach alten Freunden zu suchen. Warum ist Algerien eigentlich kein Reiseland wie Tunesien ? Dabei habe ich in der Wüste Hotels gesehen wie im Märchen.
es gibt in Algerien kaum deutschsprachige Algerier. Die Zahl der Algerier im deutschsprachigen Raum ist relativ gering. Es sieht natürlich anders im französischsprachigen Raum aus, aber auch inzwischen in England, Spanien und Italien, wo viele Algerier inzwischen leben. In einem französichsprachigen Forum ist die Wahrscheinlichkeit für dich sicherlich grösser auf die gesuchten Menschen zu stossen oder von ihnen etwas zu erfahren. dass Algerien kein Reiseland sei, hängt vor allem mit der ehemaligen Politik Algeriens zusammen. Die Erdöl- und Erdgaseinahmen schienen damals dem Staat zu reichen, um das Land zu "verwalten". Die Wirtschaft Algeriens stand lange Zeit auf einem Standbein sozusagen. Inzwischen möchte man zwar diese Entwicklung korrigieren, aber nach den schlimmen Ereignissen der letzten Jahrzehnten, trauen sich noch nicht viele Menschen, nach Algerien zu reisen. Abgesehen davon, ist die touristische Infrastruktur noch nicht vergleichbar (auch nicht ausreichend) mit der in den Nachbarländern. Das ist, was ich über die Situation berichten kann, hoffentlich konnte ich dir ganz wenig helfen.
Ich kenne Bouira, da der Vater einer Freundin dort wohnt, nur denke ich wird es Dir nicht so viel helfen, der war nämlich zu dem Zeitpunkt in der DDR...
Lau kuntu qatratan, kunti al-matr, lau kuntu nahran, kunti al-bahr, laukuntu l-qamar, kunti asch-schams, lau kuntu al-'alaam, kunti al-kaun.